Noch elf Tage?

Nach dem schönen, aber dennoch anstrengendem Ausflug nach Kellenhusen, fragte ich mich abends bzw nachts wirklich, woher die Kraft für den kommenden Tag und dem erwünschten und geplanten neuen Ausflug in die „Grömitzer Welle“ eigentlich herkommen sollte. Ich hatte keine mehr. 

Aber ich dachte und sprach dem Mann noch auf, diesen Tag „schenke“ ich auch noch den Kindern, danach könne ich immernoch zwei Tage lang „in Ruhe“ Packen und Aufräumen. 

Nach der Nacht, als Henry erst um Mitternacht schlief, folgte nach Kellenhusen und dem Nicherchen im Lastenrad auf dem Heimweg ein „Abend“, an dem Henry wieder erst nach 23Uhr einschlief, also wieder kaum freie Zeit nach Aufräumen und Co bis Lilou um Mitternacht weinte. Da versuche ich eigentlich immer fertig zu sein, damit ich gleich bei ihr bleiben kann, klappte aber nicht wirklich, ich schaffte es immerhin vor 1Uhr ins Bett. 

Die Jungs waren am gestrigen Donnerstag super früh wach, aber die Mädchen und Henry schliefen lang. Anscheinend war auch für sie der Ausflug anstrengend gewesen und sie brauchten Schlaf, das war mein geheimer Plan gewesen. 

So hatte ich Zeit, entschied mich spontan dagegen zum Bäcker und zum Einkaufen zu fahren, das zweite Mal diesen Urlaub erst, damit ich in Ruhe packen könnte. Erst am Morgen, nachdem ich so lange wach und beschäftigt gewesen war, klaubte ich ein paar Taschen von uns zusammen und packte sinnvoll unsere Schwimmsachen ein, so das wir sie tragen können, denn die großen Sporttaschen sind ja nun zu Hause und nicht hier. 

Ben begleitete uns auf meine Nachfrage mit dem Fuxtec den Weg bis zur Bushaltestelle, für den ich grosszügig Zeit eingeplant hatte. Wir brauchten zu Fuss etwa 30Minuten, warteten dann nochmal 20min und fuhren fast 45min mit dem Bus rüber. Diese erste Fahrt lief gut, wir fanden auch zügig den Eingang zum Wellenbad und zack waren alle Kinder happy und vorallem selbstständig und weg. Ausser Henry, den versuchte ich immerzu vom Ertrinken abzuhalten, denn er nimmt keine Schwimmhilfen her, egal was ich ihm anbiete und im Auge behalten müsste ich ihn selbst mit Schwimmhilfe wie Lilou ja auch. Solche Ausflüge machen mich immer ganz wuschig, wie ein Hütehund jage ich den Kindern hinterher und versuch gerade mit Wasser alle im Auge zu behalten.
Wir haben später Pommes gegessen und wurden total wertschätzend bedient, das war wirklich eine echte Wohltat. Darüber hab ich mich sehr gefreut. Wir hatten eine gute Zeit dort, aßen später noch ein Eis (und ich bekam mit lieben Worten meinen Cappucino) und aus meiner Idee: Wir gehen- damit wir in Ruhe duschen und Haaren waschen können- eine Stunde bevor der Bus fährt aus dem Bad, der nur sehr übersichtlich über den Tag verteilt fährt, wurde „Ach komm, es ist grad so schön eine halbe Stunde reicht ja“, denn „Bitte noch einmal rutschen!“ und aus meiner guten Planung und Entspannung wurde so ein „Ahhh!“ Während ich also etwas hektischer unser Zeug zusammen klaubte, versuchte die Kinder dazu zu bringen sich anzuziehen, schnaubte neben mir eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern, weil meine fünf Kinder so laut waren und mit den Türen der Umkleide schlugen, sie dort Verstecken spielten und Henry drückte auf den Spinden herum. Ja, auch mir wars zu laut, aber es gibt so Momente da spart man sich als Eltern seinen Atem, nach zwei Mal versuchen über den Lärm zu Tönen, half nur mein mein inneres Mantra: „Schnell weg hier!“, dann ist es auch wieder leise für alle anderen. Den Ausgang finden samt Automaten machte mich nochmal wuschig und so rannten wir den Weg zum Bus, meine tolle Mannschaft und ich, und erreichten ihn auch noch. 

Auf der 45min Rücktour bekam ich eine Nachricht von der Schwiegermama, eine Erinnerung den Müll rauszubringen; ein Vermissen von Kinderfotos am Strand und die Frage, ob sie Samstag hoch kommen solle, damit wir zusammen runter fahren und während ich da sass, Henry auf der Fahrt bespasste, dachte ich: „Warum eigentlich nicht?“ So sieht sie nochmal die Kinder am Strand statt Fotos, und ich muss nach 4 1/2 Wochen nicht auch noch die Rückfahrt allein stemmen. Obwohl ich auch das noch hingekriegt hätte, bin ja gut organisiert und obwohl ich das diesen Vorschlag schon dem Mann ausgeredet hatte, der anders als Schwiegermama (mit dem Flieger) mit dem Zug nachts nur nach Hamburg/Lübeck fahren wollte, um mit uns zurück zu fahren, in dem Zug, in dem er eh mit uns gesessen hätte.

 Als wir dann nach 18.30Uhr, Richtung 18:45Uhr, auch mit Hilfe von Ben, der Strandpromenade lang, dabei Henry auf dem Arm tragen, wieder zurück waren, war meine erste Sorge nicht der Müll, sonden den Kindern die Füsse zu säubern, Hände waschen, Pyjamas anziehen, Abendbrot herrichten, Badehosen und Co in die Maschine, später aufhängen, Küche aufräumen, Spüli an und aus, Wickeltasche aus und wieder einräumen. Später packte ich noch die Rucksäcke der Kids für die Fahrt, brachte noch etwas auf den Dachboden, putzte ein paar Fenster, die so voller Fingertapser waren, so das man nicht mehr durchgucken konnte, leerte dann alle Mülleimer und hievte die Mülltonnen nach vorn über die Schottersteine. Brachte die Mädchen und Henry ins Bett und irgendwann war es wieder nach 22Uhr, Ben und Emil zockten noch Zelda im Wohnzimmer und ich telefonierte mal nicht mit dem Mann, sondern nahm mir seit dem Heimkommen, das erste Mal Zeit für mich und ging kurz am Strand entlang. Aber nicht ohne mich gehetzt zu fühlen, wollte noch dies und das, brachte Pappe in den Fahrradanhänger und Glas, räumte etwas die Garage auf und machte die Handtücher in die Maschine, nachdem ich die Badesachen aufgehängt hatte. Um 23Uhr gehörte das Wohnzimmer dann mir, ich schaute 20min fern, schaffte es keine 5min in der 5cm gefüllten Wanne, um meine Muskeln zu entspannen, bis Henry wach wurde und ich mich zu ihm kuschelte. 

Morgens um 6Uhr war er wieder wach, ich klaute mir etwas Zeit und drehte mich nochmal um. 

Danach ging es mit bestücktem Lastenrad, Pappe und Glas wegbringen, ewig anstehen um Brötchen zu holen, Pfand wegzubringen und einzukaufen. Wo wieder die liebe Dame an der Kasse, die mir schon ein Stück Schokolade zugesteckt hatte, auf meine grossen Einkauf meinte: „Sie haben eine große Familie oder?!“- „Ja, neun Kinder. (Mein Herz schreit: „Nein, es sind mehr!“) Und drei sind schon zu Hause. Ich bin dieses Mal ohne meinen Mann hier und allein mit allen hoch gefahren!“ Sie sagt liebe Sachen und ich fühle mich für den Moment gesehen, wie ich seit zwei Wochen Kiloweise Nahrung in das Haus am Meer geschafft, mich gekümmert und geputzt habe, aber auch den Kindern schöne Ferien ermöglicht habe, denke ich.
Denn entgegen der Meinung ich könne keine Hilfe annehmen, ist da einfach auch nur spärlich welche gewesen, ich musste (und konnte!!!) soviel allein wuppen in den letzten Wochen und es war wahnsinnig viel, Carearbeit ist immernoch so unsichtbar. Ab vom normalen Alltag, musste ich ja allein die Reise vorbereiten, nebenher noch Kleidung bestellen und auffüllen, die fehlte und und und. Der Mann wurde in der Klinik auch beraten, es gibt für Familien wie uns kaum Hilfe, wir haben keinen Anspruch, weil ich ne Hausfrau bin „O- Ton“, der Beraterin dort. Es könnte jemand 2-3h die Woche kommen, yay wie grosszügig und ja, wie meine Schwägerin schon in ihrem wundervollen Humor meinte: „Man sieht sie ja die Menschen, die sich draussen stapeln und dir helfen wollen, aber du lässt sie ja nicht!“

Obwohl ich selbst kaum Zeit für mich hier oben hatte, sei es nun abends oder tagsüber, meine Malsachen nehm ich unangetastet mit, ich weiss nicht, wann ich zuletzt eine Serie am Stück, geschweige denn einen Film ganz für mich allein gesehen habe, aber ich konnte ein Hörbuch beenden, mit Ach und Krach, ein Buch beenden und ein kleines Buch von 120Seiten lesen, das wars. Sobald ich mich hinaus setze, ist da ein Henry. Dennoch war es wunderschön so viel geballte Zeit mit den Kindern zu haben, so viel nehme ich mit. 

Wir waren heute so unfassbar fleissig, und haben dann am späten Nachmittag nachdem die Luft so dermaßen raus, und ich nur noch genervt war, am Ende nicht mal von den Kindern, fuhren wir mit dem Lastenrad nochmal auf den Spielplatz. Jetzt hab ich die Kinder geduscht und ihnen die Haare gewaschen und die Obst und Gemüseteller werden langsam leer, um diese Zeilen hier endlich zu Ende zu tippen, nehme ich in Kauf, dass die Kinder bis 21Uhr wach sind, was sie so oder so wären, aber vielleicht schlafen meine Mädchen genauso schnell ein wie gestern. Mal sehen, was dieser letzte Abend allein hier für mich bereit hält, ich hab noch ein paar Dinge zu tun.

Morgen zieht ein Kind aus „seinem“ Zimmer hier, Ben hat das Alleinsein sicher genauso genossen wie zu Hause Tom, ein Reich für sich zu haben, damit die Oma da einziehen kann, für eine kurze Nacht, sie kommt morgen Nachmittag und Sonntag morgen geht es dann auch schon für uns zurück. Und am Montag geht der Schulwahnsinn für sieben Wochen wieder los, bis zu den herbei gesehnten Sommerferien, bis dahin hat Zoe noch eine Abi- Prüfung und Tom noch mehrere für seinen Quali. Auf gehts oder so.

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