Vom Kämpfen
Ich bin so stolz auf uns, als Familie, unsere Kinder, uns als Eltern. Dieses Jahr war bisher eine einzige Herausforderung, emotional und finanziell.
Ich weiss da ehrlich gesagt auch gar nicht wo genau ich anfangen sollte zu erzählen, aber ich kanns versuchen.
Vor zwei Wochen habe ich genau ein Jahr nachdem ich zum ersten verlorenen Zahn, zwei weitere Zähne verloren hatte, endlich eine Brücke und eine Krone bekommen, nach dem Einsetzen der Implantate im Oktober- das hat mich bis hierher emotional wahnsinnig gefordert, aber eben auch viel Zeit und sehr viel Geld gekostet, ich glaube ich habe bald 10.000€ bei meinen Ärzten und Ärztinnen gelassen, wovon die Kasse immerhin nicht ganz 1000€ übernommen hat. Das war genauso wenig der Plan, wie dass die letzte Firma des Mannes Anfang des Jahres so viele Menschen, darunter den Mann entlassen hat. Seitdem haben wir natürlich das Arbeitslosengeld aufstocken müssen, das hinten und vorn nicht reichen würde, gerade jetzt während dieser krassen Inflation. Jetzt mit dem unterschriebenen Arbeitsvertrag wird sich das im September endlich wieder entspannen. Aber es ist eben erst Juli. Juli- der Monat in dem immer alles zusammen kommt. Die Schule der beiden Großen musste weiter gezahlt werden und kostete fast so viel wie die Schule der Kleinen. Dazu Fahrten, Ausflüge usw. Natürlich haben wir uns Dinge selbst aufgebürdet, meine zwei kleinen Mini- Auszeiten vor und nach dem Fernbleiben des Mannes um Kraft zu tanken in einem einfachen Hotel, ein kurzer Familientrip, um uns wieder zusammen zu schweissen, die Geschenke zum Schulabschluss für die Großen und den Drittgeborenen, ordentlich gefeierte Geburtstage, Ausflüge, aber eben auch das ganz alltägliche Leben mit elf Menschen, die Dinge kaputt machen (den Fernseher) oder wachsen und neue Kleidung brauchen.
In unserem Träumen war auch nicht vorgesehen unsere Tochter zu verlieren. Das war allein schon das Schlimmste in diesem Jahr. Es hat mich raus gerissen aus dem Leben und so viel gekostet weiter zu machen.
Ihr Verlust hat uns auch real fast 4.000 Euro gekostet, die ich lieber in ihre Babyausstattung, einen verdammt teuren Kinderwagen, Wollkleidung, Urlaube mit ihr oder in ihre Schulbildung investiert hätte, aber ist es so wichtig, dass wir uns verabschieden konnten und diesen Ort haben, eben nicht nur für uns Eltern, auch für die Geschwister. Das haben wir geschafft, soviel zügig entscheiden, tragen und durchleben müssen.
Jetzt war der Mann noch sechs Wochen nicht da, ich allein. Auch das war eine unfassbare Herausforderung, auch für die Kinder. Ich hab so viel geschafft, aber eben auch die Kinder, aber habe mir so viel mehr von unserem Umfeld erhofft, Empathie? Auch und gerade für die Kinder. Stattdessen haben wir bisher die ganze Zeit so viel gekämpft. Für uns Eltern, für die Kinder, darum gesehen zu werden. Dass da so wenig Raum ist uns wirklich zu sehen, all das was wir leisten und geschafft haben, wir uns leider immer wieder erklären mussten, die Kinder zu funkionieren hatten, so wenig Mitgefühl herrschte, im Gegenteil es immer noch ein Schippchen obendrauf gab. Und wir arbeiten immerzu an uns, „Kritik“ perlt nicht an uns ab, nein wir packen alles immer wieder an. Das wird aber nicht gesehen, dass dann zum Alltag oft noch mehr dazu kommt. Zum Beispiel Zeldas Logopädie. Im Moment dominiert viel Kritik, gerade unser näheres Umfeld setzt den Fokus darauf, was wir nicht können, geleistet haben, verbessert werden muss, was wir (andere) kosten. Es ist ehrlich gesagt nach diesem ersten halben Jahr zum Verzweifeln. Ich fühle mich da einfach nicht wirklich gesehen, unsere Erfolge und davon gibt es so unfassbar viele, wir haben so viel als Familie geschafft, jeder einzelne hat so gekämpft, haben so viel durchlebt und so viel erreicht! Auf das möchte ich stolz sein dürfen! Das ist nicht selbstverständlich, alle reden immer von dem nach vorne sehen und weiter machen, aber mehr weiter machen konnten wir gar nicht, wir haben wirklich alles gegeben. Und man merkt schon jetzt, wie es in den Kindern arbeitet, was das alles mit ihnen gemacht hat, was sie erlebt haben und wie sie jetzt wieder ankommen, innen stiller werden, an Sicherheit und Vertrauen gewinnen, jetzt wo alles wieder an seinen Platz ist. Ich bin so stolz auf sie!
Ich bin so dankbar, so unfassbar dankbar für jeden, der uns sieht, unseren Struggle, unsere Mühen, unsere Kämpfe, unsere großen und kleinen Siege, ja unseren Mut, unser Weitermachen, unsere unfassbare Tapferkeit und ich sehe genau die, die uns wohlgesonnen sind und für die wir mehr sind als nur eine Last.