kleines Wunder

Diese kleine Kämpferin ist mein kleines großes Wunder. Eigentlich spricht alles gegen ihre Existenz. Es ist wirklich ein Zauber, dass es sie gibt. Hätte es diesen unfassbar furchtbaren Streit zwischen mir und Nils nicht gegeben, hätten wir uns nicht versöhnt, gäbe es sie nicht. Wir hätten uns nicht gesehen in diesen Tagen am Meer. Der Mann und ich, wir wären normalerweise 1000km von einander getrennt gewesen, nichts davon war irgendwie geplant, ich war geradezu überrumpelt, weil er mich da oben überrascht hatte, um sich auszusprechen.

Wir sahen uns eine Woche nach dem Beginn der wirklich heftigen Abbruchsblutung auf der Fahrt ans Meer. Es war „Zyklustag 2“ als ich allein mit neun Kindern verreist, fast zwölf Stunden unterwegs war und es im Zug wirklich mit der Angst bekam. Ich bin noch heute dankbar für meine zwei Freundinnen, die mich da durch begleitet haben. Ohne die beiden wäre ich durchgedreht. Es war also alles andere als logisch oder klar, eigentlich neben jeder Möglichkeit, dass dieses Mädchen entstehen konnte. Eine Woche nach dieser Bahnfahrt. Und ich hatte erst wenige Tage nach des Mannes Abreise meinen Eisprung. Ungewöhnlich früh dennoch, ein erst und schon zu gleich, denn nach einer weiteren, wenn auch sehr frühen Fehlgeburt hatte ich mit mehr Zeit bis zu einem möglichen neuen Eisprung gerechnet. Ich war zudem so ausgelaugt, von der weiteren Fehlgeburt, den zehrenden Wochen ohne Mann, aber vor allem akut von Henrys Kranksein, dem extrem hohen Fieber, seinem Schüttelfrost und dem Alleinsein mit nur noch den sechs Jüngsten, denn die großen Drei waren zusammen mit dem Mann ebenfalls abgereist, nur auf zwei verschiedenen Wegen zurück in den Süden Deutschlands. Ich war völlig auf mich gestellt und nur eine Woche später, testete ich völlig ausgelaugt und zurück im Alltag nach zwei nervenaufreibenden Wochen Pfingstferien am Meer, allein wieder positiv und konnte es trotz allem fast nicht glauben, etwas mehr als eine Woche nach einem möglichen Eisprung? Ich war wieder schwanger, immernoch war der Mann nicht zurück. Ich hatte es sofort gewusst, aber es meinen zu wissen, zu ahnen und es zu sehen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich testete jeden weiteren Tag positiv, sah zu, wie die Striche immer dicker wurden, kaufte Wochenbestimmungstests. Nichts, aber wirklich gar nichts passte eigentlich, aber es fügte sich so magisch zusammen. Ich begann sofort mit Utrogest und Magnesium, das nahm ich bis fast zum Ende der Schwangerschaft. Einen Monat später hörte und sah ich den Herzschlag unseres Kindes. Und startete mit dem Blutverdünner, den ich auch bis kurz vor der Geburt nahm. 

Mit jedem Tag, mit jeder verstrichenen Woche wuchsen Liebe und Angst zugleich. In den letzten Tagen ohne den Mann, halfen mir meine Spaziergänge im Wald, ich führte Gespräche mit June, ich rechnete, wie weit ich dann und wann wäre… versuchte im Moment zu bleiben, aber das war gar nicht so einfach, das dritte Mal schwanger im Jahr. Und ich war dann auch so langsam an meiner Belastungsgrenze angekommen. Die Kinder gut zu versorgen, sonst schon ein Fulltime Job, aber seit fünf Wochen ganz allein, wurde immer schwieriger, gerade weil Henry oft nicht vor 22Uhr schlief, danach noch Haushalt wartete, den ich bis dahin nicht machen konnte, weil ich draussen mit Henry spazieren fuhr damit er einschlief. Aber ich hätte alles getan, um June zu halten. Und dann waren die sechs Wochen endlich um, geschafft, lagen hinter uns und ich war plötzlich nicht mehr allein, wir waren alle wieder zusammen, auch das brauchte Zeit sich wieder einzuspielen, aber diese große Hürde haben wir irgendwie genommen.
Wir haben die Wochen der Schwangerschaft gefüllt mit schönen Erinnerungen. Wenn ich mir Fotos ansehe aus Sommer, Herbst und beginnenden Winter, sehe ich meine Angst nicht. Ich sehe Familienalltag, Reisen, Unternehmungen und Feste gespickt mit Vorfreude, keinen angehaltenen Atem. Dabei weiss ich, dass sie da war, die nackte Angst erneut mein Kind zu verlieren, im Krankenhaus auf dem Stuhl im Gang, sass ich mehr als einmal. Bei jeder Blutung, jeder Blasenentzündung und Infektion machte ich mir Sorgen. Nichts, gar nichts, ist selbstverständlich. Jetzt dieses perfekte, kleine Mädchen im Arm zu halten ist Wunder und Glück zugleich. Ganz viel davon. Und die Reise hierher, die war lang. 

Ich bin so dankbar für dich, June. Du bist so stark, viel stärker als ich es bin. Wenn ich oft ängstlich bin, mir Sorgen mache, dann spüre ich deine Ausgeglichenheit, deine Stärke und das gibt auch mir Zuversicht! Du bist unglaublich und ich bin so dankbar für deine Ruhe und Kraft! 



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2 Kommentare

  • Tina Frau PN

    ❤️
    Ja, es ist ein kleines großes Wunder dass sie da ist.

    Es war so ein schwerer Weg, ich hätte es Dir von Herzen unbeschwerter gewünscht.

    Du hast es geschafft.
    Ihr habt es geschafft.

    Sie ist da. Sie ist perfekt.
    Und einfach wunderbar. ❤️

    Ganz viel Liebe zu Euch.