Mal wieder etwas Rückbildung für mich…
Freitag Morgen ging es für mich und June nach dem Weg zum Kindergarten erst einmal Geld holen, für die Kaution und dann in die neue Hebammenpraxis. Ich war seit sehr vielen Jahren in keinen Rückbildungskurs mehr, hallo Gleichberechtigung. Anlässlich der Anmeldung zum Kurs gab es auch gleich feministischen Austausch mit meinem Mann, in dem ich ihn auf die Uhrzeiten hinwies, pädagogisch wertvoll so, dass Mama vorher zum Kindergarten kann oder abends, wenn sie grad die Kids ins Bett gebracht hat und dass Mütter so zum Sport doch meistens ihre Babies mitschleppen, (falls sie überhaupt gehen können, denn andere Kleinkinder sind meistens nicht so gern in den Kursen gesehen) und so in Kauf nehmen müssen, dass sie vielleicht dort gar nicht so viel für sich tun können wie ein Papa im Fitness Studio, von dem man(n) nie erwarten würde, dass er zum Sport sein Kind mitnimmt, wo es doch aber bei uns Frauen hinsichtlich des Beckenbodens so wichtig wäre… macht aber nichts, die Kasse unterstützt ja eh nur sechs Termine. Da sind die Papas öfter beim Sport oder Joggen nach der Geburt. Natürlich babylos.
Auch wenn dieser Spruch (oben im Foto) für mich ein wenig toxisch daher kommt, ist die Praxis sehr schön und die Hebamme, sehr nett und kompetent sowieso.
Es ist schon verrückt, mit 20 Jahren war ich die Jüngste im Geburtsvorbereitungskurs mit meinem ersten Kind, heute sitze ich mit 40 im Rückbildungskurs mit meinem zehnten lebenden Kind. Das ist so irre, diese Frauen sind gerade am Anfang ihrer Reise, wurden ganz frisch von „der Frau zur Mutter“ wie die Hebamme meinte und ich erlebe vieles zwar genauso, aber eben „wieder“. Habe es schon so oft erlebt. Und habe es vor so vielen Jahren schon zum ersten Mal erlebt.
Ich war gar nicht so aufgeregt, wie ich dachte, sonst hab ich immer sehr Herzklopfen, wenn ich das erste Mal neu irgendwo bin oder mich dann auch noch vorstellen soll. Denn anders als der Mann, halte ich mich gern bedeckt in Vorstellungsrunden, auch wenn ich sehr stolz bin auf meine Familie, falle ich ungern auf, korrigiere fremde Leute nie, wenn sie mich für ausschliesslich die Mutter halten mit der Anzahl Kinder, mit der ich aktuell unterwegs bin und lasse ungern alle Gespräche erstarren mit den magischen Worten: „Ich hab zehn Kinder…“, weil das immer dann so eine seltsame Stimmung wird augenblicklich. Aber wir sollten uns vorstellen und zu unserem Alter und dem unseres Kindes, sollten wir erzählen wie wir entbunden und das wievielte Kind wir bekommen haben. Es gab also kein Entkommen. In dem Kurs hat die Hälfte der Kursteilnehmerinnen das erste Kind bekommen und die andere Hälfte das Zweite. Es ging der Hebamme darum zu erfahren, wer sich wie schonen muss, wegen langen Geburten oder noch Probleme nach Kaiserschnitt hat. Ich steche da schon heraus und trotz ein paar Nachfragen, war es doch nach meinem Outing ganz anders als sonst total entspannt und unaufgeregt, ich war aber auch irritiert von mir selbst wie ruhig ich geblieben war, vielleicht lags an den 30Grad plus im Raum oder am Alter, aber ich hatte keine Angst mehr. Vielleicht wird man ja doch reifer mit der Zeit oder ich hatte einen guten Tag, aber normalerweise bin ich schweissgebadet und hab wie oben bereits geschrieben solches Herzklopfen.
Nach dem Kurs unterhielt ich mich noch mit der Kursleitung, sie hat zwei Kinder Anfang Zwanzig und ich habe so im Gespräch gemerkt, wie andere Themen man doch hat. Oder sollte ich sagen „auch hat“, ich „habe“ grad die Babyphase, schuckele wie alle anderen Kursteilnehmerinnen mein Baby durch die Stunde, nehme die Kindergartenphase mit wie alle anderen Eltern strauchel ich mit manchen Themen, dann Struggle auch mit Schulkindern, klar- erst letzte Woche kam wieder eine Email einer lieben Lehrkraft, dann die Pubertät und zu guter Letzt die Volljährigkeit meiner Kinder und das Begleiten ins Erwachsenenalter. Ich war ganz ruhig und unaufgeregt beim Erzählen, sonst auch Team Knoten in Zunge und Stammeln statt Sprechen, dabei gibt es grad schon so viele Themen, die mich umtreiben und auch Sorgen, die ich mir gerade um die Großen mache, möchte doch dass es ihnen gut geht und ich merkte so im Gespräch mit dieser Frau wie gut mir ein Frauenkreis täte. Denn ich liebe den Austausch mit meinen Freundinnen online, auch wenn ich sie nicht umarmen kann, wenn etwas ist und anders herum.
Aber gerade diesen Halt braucht es manchmal, das wissen: „Du bist nicht allein!“ dafür ist man nie zu alt. Und ich merke auch, ich gehöre so langsam zu den reiferen Frauen, wenn nicht allein durch mein Alter, dann durch das meiner Kinder und da geht es nicht darum sich zu beschweren, dass diese grossen Kinder Dinge vergessen und die Spülmaschine nicht ausräumen oder sonst was, sondern diese Mamasache, die nicht einfach aufhört, wenn die Kids plötzlich auf dem Papier erwachsen sind, sie sind nämlich erst einmal nur volljährig. Man hat als Eltern (manchmal zum Glück fürs „Kind“) weniger Rechte, aber doch noch ganz ähnliche Pflichten… es bleibt eine spannende Reise… und in jeder Lebensphase tut Austausch gut!