Ein anderer Ferienstart
Das leere Becken, ein Einblick bei dem sich mein Herz zusammen zieht, vor Freude, vor Sommer mit den Kindern, den hellen Stunden, vor Sehnsucht, vor Abschiedsschmerz.
Heute bin ich in dieser Saison das allererste Mal mehr als einen Kilometer geschwommen. Und vermutlich zum letzten Mal. Ich habe mich so verabschiedet von diesem Sommer im Freibad und meinen Sehnsüchten nachgespürt, für die weder Zeit noch Raum ist. War sogar auf den letzten extra Bahnen, die ich mir gönnte, nachdem ich Vertrauen in meinen Körper gefasst hatte, dass wir das schaffen, noch allein in den Bahnen gewesen. (Was mich nicht davon abhielt kurz vor Verlassen des Beckens doch zu strugglen und gegen eine Panik anzukämpfen).
Ich liebe das Geräusch des Wassers, wenn nicht von links und rechts noch Schwimmzüge anderer das Wasser zum Plätschern bringen, das passiert aber selten, man muss einfach Glück haben und das hatte ich heute, es erinnert mich ans offene Meer, morgens ganz allein im Wasser. Die einzigen Geräuche macht man selbst. Diese kurzweilige Einsamkeit, ein Geschenk. Ein Geschenk heute im blauen Nass, als hätte ich mit meinen Armen das Wasser umarmt, am Ende noch ein paar Meter auf dem Rücken durchs Wasser geglitten und ganz am Schluss fast geweint vor Glück, weil ich das jetzt doch noch geschafft habe, diesen einen Kilometer, der so viele Sommer wie selbstverständlich meine Zeit für mich war, meine 40Minuten Pause. Heute hatte ich diesen Moment für mich, trotz aller Widrigkeiten und davon gibt es grad genug und auch wenn ich mit dem Kopf überall war. Wir sind halt zwölf Personen, ich habe jeden Tag egal was ich tue, wie sehr ich mich bemühe immer ein schlechtes Gewissen und ich spüre sie jeden Tag, diese Verantwortung auf meinen Schultern. Als wären unzählige Versionen von mir im Wasser, jede hat etwas anderes im Blick.
In all den acht bis neun Wochen zuvor nach unseren Pfingstferien, habe ich diesen Kilometer nicht geschafft. Ich kann sogar an einer Hand abzählen, wie oft ich überhaupt mal allein im Wasser war. Dafür erinnere ich mich an die Zeit mit den Kindern im Wasser.
Und ich habe diese Zeiten im Freibad mit den Kindern genossen, trotz all den Aufwand, den es doch bedeutet, der Konzentration, die es erfordert dort zu sein oder so wie gestern auch der puren Überforderung an Menschen, an Lautstärke und Eindrücken. Und dem Alltag, der nur kurz pausiert und zu Hause schon wieder auf mich wartet.
Denn diese Gänge ins Freibad sind für mich wie das Zauberhaus am Meer, ein Zeitraffer oder ein Daumenkino, ich sehe so viele Varianten von mir und meinen Kindern im Bad, all die Jahre seitdem wir hier wohnen. Ich sehe mich mit meinen Freundinnen dorthin am Vormittag flüchten, nachdem wir im Kindergarten wieder Läuse hatten, zusammen mit anderen Nachmittag geduldig am Kleinkindbecken stehen, die Augen überall, mit Freunden der grossen Kinder dort, mit meinen Babies und Kleinkindern, nur mit Grossen.
Ich war in diesen Sommer nur wenige Male mit dem großen Kind dort, die Öffnungszeiten und seine Arbeitszeiten kollidierten, ein paar mal war ich ganz allein mit Anton dort… und einmal war sogar Ben dabei, was mich so gefreut hat, Henry hat seine Angst verloren, trägt Schwimmflügel, Anton unser Turmbezwinger. Zelda immer noch eine kleine Nixe und Lilou auch wieder so mutig. All diese Erinnerungen werden sich in mein Gedanken- Album einfügen, wenn ich nächstes Jahr dort sein werde, es war dieser erste Sommer mit June… mit meinen ZEHN Kindern, der jetzt an der Ostsee noch ein bisschen weiter leben darf. Aber hier ist er zu Ende, am Beckenrand lagen vereinzelt schon erste vertrocknete gelbe Blätter, wenn wir im September zurück kommen, hat vielleicht das Bad noch ganz kurz auf, wenn wir Glück haben, aber damit möchte ich nicht rechnen bei der Personldecke und diese hellen Sommerstunden werden vorbei sein…
Am Montag Vormittag ging es mir noch gut, ich war mit den Kindern muttiviert auf sem Spielplatz und wir spielten wieder „Stein sagt…“, was eigentlich das selbe ist wie „Simon says…“, dann nach dem aufwendigen Kochen und schon soviel erledigen von meinen Todos und mitten im Packen fürs Freibad, ging es mir ganz plötzlich schlecht und ich hatte fünf Tage nach Henry Magen Darm. Es hat mich nicht nur eiskalt erwischt, ich war fix und fertig und bin am Ende des Tages fast zur Toilette gekrochen, ich konnte nicht mehr. Es ist ein Infekt, der schnell kommt und schnell durch brennt, finde ich, aber ich habe mich schon lange nicht mehr so scheisse gefühlt, konnte nicht mehr und ich merke nach all diesen Wochen, dass ich absolut keine Kraft und keine Reserven mehr habe, die Geburt, kaum Zeit sich davon zu erholen, keine Zeit für Sport oder Regeneration. Den Tag danach hatte ich unfassbare Schmerzen im Gesicht und im Kiefer und Kopf, denke mal vom Schüttelfrost, war aber trotz anhaltender Kopfschmerzen wieder auf den Beinen, keine 36Stunden nach Absturz.
Ich habe geweint, weil ich nicht mehr konnte und ich kann schon so lange nicht mehr, ich hab mich in all den Wochen wirklich abgearbeitet, versucht alles und jedem gerecht zu werden, stand bis 1 oder 2 Uhr nachts da, räumte, buk Tortenböden, wickelte Geschenke ein oder packte Zeug mit Paketen für Sachen, die ich verkauft habe, um Last Minute noch wenigstens zu versuchen reinzuholen, was wir jetzt ausgegeben haben, wegen Geburtstagen, wegen Streichen des Zimmers, kommenden Urlaub und Schulstart. Ich schlief schlecht, träumte von den Kindern und ihren Sorgen und wachte oft mit einem Fuss oder Arm im Gesicht wieder auf, schlafen nehmen Henry wie eh und je ein Abenteuer und in dieser Woche schon auch mit Lilou noch dazu. Will hatte ab Montag auch Magenkrämpfe, heute hat Lilou gespuckt. Während ich schon sowieso rotiere wie eine Verrückte wirft mich das total aus der Bahn. Ich bin sehr gefordert in Geburtstags- und Abreisevorbereitungen… und muss jetzt damit klar kommen, dass ich weder genau weiss, wie wir Henrys Geburtstag am Samstag feiern können, wir hatten einen grösseren Ausflug geplant und schon Fahrkarten gekauft, noch ob wir Dienstag alle gut los zur Ostsee kommen. Nebenbei versuche ich zu atmen und zu schauen, dass wir dort haben was wir brauchen, weiter zu Packen, zu schauen, dass wir für die Reise alles haben plus den letzten Geburtstag gut zu zelebrieren. Ich nehm gern alle Daumen! Ich hab den Kids einen anderen Ferienstart gewünscht. Jetzt backe ich Kuchen und Cookies, von dem ich nicht weiss, ob ihn einer essen kann, plane und packe für einen Tagesausflug, von dem ich nicht weiss, ob und wer los kommt und ziele auf eine Urlaubsabfahrt, von der ich nicht weiss, ob wir alle dann überhaupt los können. 🙈
2 Kommentare
Jutta Krause
Ganz bestimmt kommt ihr los! ♥️ Alle unsere Daumen sind gedrückt, das muss doch helfen! ????
Tina
Mist.
Magen-Darm ist so so schlimm. Und wenn man als Mutter selbst betroffen ist, fast noch schlimmer.
Ich wünsche Euch von Herzen, dass es schnell vorüber ist bei allen.
Ich bin sicher, dass Ihr gut an die Ostsee kommt. (wir schauen zwei Tage vorher schon mal, dass sie gut auf Euch wartet <3)
Ihr schafft auch diese Tage bis Dienstag wieder. Irgendwie.
Immer das Ziel vor Augen.
Ich umarme Dich!