Zahn um Zahn


Ich habe seit mehr als fünf Wochen Schmerzen, seit dem Entfernen des grossen, s-förmigen, ineinander verwobenen, dickwurzeligen, letzten unteren rechten Backenzahns am Montag, einen konstanten Schmerzpegel von Worst. Kann nicht richtig essen, mein Mund geht nur einen kleinen Spalt breit zu öffnen. Alles ist Brei. Alles schmerzt. 

Dabei war ich sehr zuversichtlich, ich habs geschafft gut für mich zu sorgen.

Ich habe vorher für mich für eine Woche Weiches eingekauft und die Woche kulinarisch für die Familie durch geplant, vorher geputzt und die Wäsche beinahe auf Null gebracht. 

Habe mich am Montag Morgen nach einer durchwachten Nacht wohlfühlend zurecht gemacht, bin zum Kieferchirurgen gelaufen. Wohl wissend, dass ich die Woche nicht so fit sein werde, hab den langen Weg, das Spazieren nochmal genossen. Konnte mich wappnen, fokussieren, maskieren, mir ein zwei luftige Sprüche überlegen, mich daran erinnern, dass ich keine selbstauflösenden Fäden bekommen darf, laut sprechen muss und deutlich, gerade und aufrecht gehen, selbstbewusst auftreten, konnte beim Kitzeln der Narkose unterm Auge (mir hats schon mal ein Auge lahm gelegt, ich konnte es nicht mehr schliessen, nach halbseitiger Gesichtslähmung triggert mich das) die Panikattacke nieder kämpfen, mich erinnern, dass ich selbstbestimmt hier sitze, weil ich das so will, ich kein Opfer bin, das meine freie Entscheidung ist, meine allein, mir niemand etwas tut, mich in das Team reinversetzen, für die das langweilige Routine ist, fühlte mich dort professionell gut aufgehoben und konnte das gut schaffen, bin allein hin und wieder Heim mit dem Bus gefahren. 

Und dann gehofft auf Besserung, die leider nicht kam. Mittwoch nahm ich neben Paracetamol sogar 4000mg Ibuprofen und hatte dennoch den Grossteil des Tages krasse Schmerzen, am Donnerstag dann ungeplant eine von mir erwünschte Kontrolle und siehe da entzündet, brauche AB, seitdem ist es leider noch nicht wirklich besser geworden, es tut nach wie vor unfassbar weh und ich hoffe nach der vierten Dosis AB gehts heute Nacht jetzt aufwärts, dass ich gut durchs Wochenende komme und Montag die Fäden aus meinem sich kaum öffnenden Mund raus können. (Gerade einen Knoten gewinkt beim in den Abfluss verschwinden) Und es doch irgendwann mal besser wird. Denn da warten noch andere Baustellen wie die zu bastelnde Brücke. 

Mürbe, kaputt und dennoch dankbar bin ich für den Mann, der mich die Woche gut unterstützt und mich ausruhen lassen hat, denn Kreislauf (sowieso schon niedrig) bei der Menge an Tabletten ist nicht und funktionieren unter diesen Schmerzen auch nicht wirklich gut, in den guten Phasen konnte ich mittags wenigstens Kochen, mich um die Wäsche kümmern, Kleinigkeiten aufräumen, abends Brote schmieren und Obst/Gemüse schnibbeln, die Kleinen alle ins Bett bringen bis auf einen Abend (da ging der Mann mit Hen und Kinderwagen). Und nachts das Dauerstillbaby schaffen. Das wars dann aber auch schon. 

Heute hab ich das erste Mal wieder Brot gebacken und einen Kuchen. Hab jetzt aber auch ein gutes Para/ Ibu Verhältnis erbastelt, um halbwegs an den Normgrenzen zu bleiben. Aber nicht schmerzfrei sprechen können, nicht wirklich essen können, so eingeschränkt sein in seiner Kraft zermürbt auf Dauer. 

Ich hoffe, das jetzt kommende Wochenende reisst das Ruder herum. Denn nach gestern schaute ich in meinen Tagebüchern, der zuletzt gezogene Zahn, hatte sich auch entzündet und die Wunden der kurz darauf gezogenen Weissheitszähne musste aufgeritzt werden, damit sich zum Heilen da wieder Blut sammelt, ich hab dahingehend leider einen Lauf. Und mein Körper ist grad im Frühling schon mit Pollen bekämpfen beschäftigt, ganz schlechtes Timing. 

All das macht was mit einem, wenn der Körper so Dinge nicht allein schafft, man auf Andere angewiesen ist, bin froh, um das nette Zahnarztteam in meiner Nähe! 

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