Quarterlife Crisis

In weniger als drei Wochen werde ich 25. Ich merke das. Große Themen im Moment
sind Familienplanung, berufliche Orientierung, Arbeit an Vergangenem mit dem Auge
auf die Zukunft, sich zu etwas Aufraffen für das eigene Kind, dass man selbst nie
brauchte. All das kostet Kraft. Ich kann nachts kaum einschlafen, was schlecht ist
bei den paar Stunden, die da bleiben. Ein Ende ist absehbar, aber es kommt eben
alles auf einmal: Nachts großes Kopfkino. Seitdem ich mich für das Durchziehen einer
Sache entschieden habe, geht es mir besser, aber eine Frage hallt im Moment durch
meinen Kopf. Sie muss bis Anfang Dezember entschieden sein und ich weiß nicht, ob
ich das wirklich kann. Ob ich dafür bereit wäre.
Mein Leben hat sich in den letzten Jahren so unglaublich gewendet. Ich konnte nicht
aufstehen, schlief erst nachts um drei Uhr ein, stand ab 13Uhr wieder auf. Ich war
eigentlich nicht lebensfähig. Kein Job, allein in der ersten Wohnung. Das ist 7 Jahre
her. Ich zog der Liebe wegen und weil mich nichts hielt nach Bayern, verlor alle
engeren Freunde und lebte auch hier isoliert und schlafend. Wohnung im Chaos.
Dann änderte sich etwas. Ich wollte leben, begann zu jobben. Ging wieder zur Schule,
plante unsere Hochzeit, wurde schwanger. Aber selbst in der Schule hatte ich
Schwierigkeiten pünktlich zu sein, täglich zu kommen. Auch während der Praktikas.
Erst die Kinder erderten mich. Ich musste leben, offen werden, aufstehen, stark
sein. Beide Leben sind so- verschieden. Irgendwie kommt das gerade an. Viele
Kinder im Haus. Unsere Kinder leben in einem sehr guten Umfeld, es kommen und
gehen Menschen, sie gehören dazu. Für alles das, hab ich mir einen ab
gestrampelt und strampel weiter. Nicht weil ich muss, sondern will und es gerne tue.
Ich will nie mehr zurück. Ich will ein Leben mit anderen Menschen.
Alle Jahre schreibe ich meinem wunderbarem ersten Therapeuten. Und wenn man
dann so wunderbare Zeilen zurückbekommt von einem Menschen, der einst verkündete,
ich sei der wohl schwierigste Fall, den er je hatte, so ohne Lebenswillen, dann tun
die Zeilen gut! Seitdem ich da war, schrieb er, warnt er Kollegen vor Etikettierung
durch zu früh gestellte Diagnosen. Ich hab also quasi etwas bewirkt. Aus einer
für aussenstehende Menschen völlig bekloppten Idee, nach einer vorherigen Affäre
einfach wegzuziehen, zu einem jungen Mann, den ich erst ein paar Wochen kannte,
nach einem Aufenthalt Monate zuvor wo niemand gern hinmöchte, eben erst aufgehört
mir selbst Schaden zuzufügen, eben gelernt allein zu leben, mit dem bißchen Geld,
wurde das hier: unser Leben. Und irgendwie kommt das gerade erst an. Aber ich will
einen großen Schritt machen. Ich merke das. Und da mir meine Haare viel zu gut gefallen,
geht es eben ans Eingemachte ;)

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