„Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg“- 15+2

Ende des letzten Jahres hatte ich so ein Gefühl…

Erst am 11. Dezember die Erleichterung, dass die Fehlgeburt mit dem nächsten Zyklus nun wahrhaftig überstanden war und dann fast 12 Wochen nach der Gewissheit an meinem Geburtstag, dass wir kein Baby im Juni bekommen würden, hatte ich wieder einen Eisprung.
Aber ich blieb bei mir, Ende des Jahres. Ich war unsicher, ob es bei einem Test doch noch einen Rest Beta- HCG unseres verlorenen Babies anzeigen würde und irgendwie, ja irgendwie weil ich mir auch nicht sicher sein konnte, ob dieses „Gefühl“ dieses Mal Bestand hätte und aus so einem „Dieses Jahr 2017 lassen wir jetzt wie es ist…“, machte ich am Neujahrsmorgen mit maximaler Willensstärke für mich „erst“ und mit maximaler Aufregung bei 4+0 einen Test und der war positiv.
Schlagartig war natürlich alles anders. Da war nicht nur dieses „Yay! Ein neues Jahr!“, sondern auch „Oh Gott, oh Gott! Hoffentlich wird es auch ein gutes Jahr! Ein Jahr voller Hoffnung, Glück und Freude! Ein Jahr mit einem weiterem Baby!“
Ich hab zwei oder drei Tage später nochmal getestet und der Test zeigte zwar mehr an, aber es hätte bittedanke auch noch deutlicher sein können, ich war verunsichert. Sehr.
Ich zwang mich dazu keine weiteren Tests zu machen, ich zwang mich dazu raus zu gehen und die Ferien zu geniessen mit den Kindern und ging erst bei 6+0 zur Ärztin. Und da war ein Herzschlag! Und zwei Wochen danach immer noch. Immer kleiner als die Ärztin rechnete, aber für mich zeitgerecht und das kleine Zauberwesen wuchs stetig, auch das liest sich nun so stimmig und wie vorher besitmmt, aber es war wahnsinnig aufregend und nicht immer einfach- und ich buk und buk meiner Aufregung entgegen…
Es war zum Teil auch schwierig, weil ich ja meine Medikamente nehmen musste gegen das Rheuma, dazu Progesteron und zum ersten Mal Blutverdünner und ich kam mir mit Folsäure und Vitamin D obendrauf eher krank vor, als guter Hoffnung, diese Last und Verantwortung keine Medikamente zu vergessen, das Progesteron bitte alle acht Stunden, das war eine Belastung. Und mir war unendlich schlecht und müde war ich und antriebslos, bin ich immer noch, kein Blumentopf zu holen gerade bei mir.
Zelda abzustillen fiel mir auch nicht leicht, aber diese Nächte gingen nicht mehr und das Stillen tat vor allem wahnsinnig weh. Ich bin noch immer unendlich dankbar, dass Nils mich dabei so unterstützt hat und mir Zelda von sich aus förmlich gemopst hat, um mit ihr Runden im Kinderwagen zu laufen bis sie schlief, bei mir war eher keine Beruhigung zu erwarten. :/ Mitterweile ist das scheinbar ewig her und ich bin sehr glücklich wie gut wir das hinbekommen haben.
Dass alle jetzt einschliesslich meiner Einer (inklusive Blasenentzündung) so oft krank waren in den letzten Wochen und noch der Heuschnupfen dazu, war jetzt auch nicht so aufbauend. Und nebenbei wuchs das kleine Wesen in mir, was ein Geschenk, während ich mir hier und da, auch wegen Röntgen beim Zahnarzt wahnsinnige Vorwürfe gemacht hatte.
Nun ist seit zwei Wochen emotionaler Ausnahmezustand, das kenne ich leider schon von anderen Schwangerschaften, diese besonderen Wochen, in denen ich für mich spät schon einmal ein sicher geglaubtes Kind verlor, dank eines Unfalls, das zerrt, zudem fast zeitgleich. Auch dieses Kind in meinen Bauch soll im September zur Welt kommen. Es ist oft hart, sich den Erinnerungen zu stellen, gerade morgen und übermorgen, sich nicht zu verlieren in alten Ängsten, tief durchzuatmen und mir zu sagen, dass ich dieses Kind so furchtbar wie es ist, zu jeder anderen Zeit im Jahr auch verlieren kann und auf ganz andere Weise. Aber ich weiss genau, was ich jetzt verlieren würde, das Wissen, das eine Sekunde reicht, um all das zu zerstören, eine falsche Stufe, eine Fehlentscheidung beim über die Straße gehen, ein falscher Softmarker beim Ultraschall, da ist einfach so eine Unruhe in mir, neben der Freude, die es definitiv auch gibt!
Die Kinder einzuweihen, war ein großes Fest, diesen Moment hatte ich spontan für mich allein, diese hemmungslose Freude war überwältigend, obwohl was heisst „Kinder“?! Zoe wusste es sofort, weil ich meine Periode nicht mit ihr bekommen hatte, kluges Mädchen das! Es war einfach wundervoll. Sie freuen sich so sehr, ehrlich und sind aufgeregt!
Und ich hab Kleidung gekauft, für einen Sohn schon vor einem Monat und neue Tragetücher…
Und auch wenn mich das weiter tragen der frohen Kunde unruhig macht, nach wie vor, als gäbe ich ein Stück vom Glück einfach her, ist es schön, die Freude und die gute Hoffnung zu teilen…

10 Kommentare

  • Franka

    Hallo und herzlichsten Glückwunsch!!!! Ich bin heute durch den verlinkten Blogeintrag bei geborgen gewachsen zu Dir gestossen und mag sehr, wie Du schreibst!
    Für die jetzige Schwangerschaft alles erdenklich Gute und gute, starke Geduldsfäden!!
    Ich bin selber frisch schwanger mit #4 und der Strich beim zweiten Test war weiter auch schwach…ich kann also bestens mit Dir mitfühlen!!!

  • Anne

    Tolle Neuigkeiten, alles Gute für Sie! (von einer langzeitigen stillen Mitleserin, die Ihnen unbedingt ihre Freude über diese tolle Nachricht mitteilen muss). :)

  • Andrea

    Weißt du, wenn ich dich so lese, dann wird mir ganz anders. Das versetzt mich schlagartig in meine Schwangerschaft mit Nummer acht. Die war genauso. Sie begann so mit diesem ach könnte auch dicker Strich und oh Gott, oh Gott, was denn jetzt? Ebenso das Progesteron, der Blutverdünner und so weiter – dieses „ich schaff das nicht alleine Gefühl“ und diese bleibende Angst.

    Es war so anstrengend, so unglaublich anstrengend guter Hoffnung zu sein. Ich habe es immer wieder geschafft. Aber bei Kind Nummer acht und nach Verlusten, da weiß man wie leicht dieses Glück eben auch in Unglück umschlagen kann und das ist ganz schwer zu tragen, zu ertragen. Einen Austausch gibt es ja auch nicht. Wem willste da was erzählen? Versteht ja kaum einer, das man überhaupt nochmal schwanger geworden ist. Also ist es hart und auch so wunderschön.

    Wenn ich dich so lese, dann denke ich trotz all dieser Sorgen und Änste, die wie ein Fingerschnipp sofort da sind, auch: achja vielleicht doch noch ein einziges Mal ? Neun wären ja auch schön oder?

    Alles, alles Liebe. Ich denke viel an euch und halte ganz, ganz fest die Daumen. An meinem Geburtstag habe ich übrigens von eurem Glück gehört. Das war ein schönes Geschenk, auch wenn ich euch so gar nicht kenne. Nur aus der Ferne eben.

    Viele liebe Grüße
    Andrea – die Großfamilienmama

  • kassiopeia

    Ach Andrea, es versteht nicht nur kaum einer, es kann keiner aushalten, all die Ängste und die Unsicherheit, man muss beschwichtigen und runter spielen, „Diesmal* wird alles gut!“, „Wird schon alles gut gehen!“, „Alles wird gut!“, ich weiß es soll nur aufbauen, aber wo bleibt der Raum für Zweifel und Sorgen? Warum fällt es Menschen so schwer auch mal zu sagen: „Ich versteh dich! Ich sorge mich auch? Ich bin für dich da, egal was passiert?“ Warum so künstlich alles rosa malen, wenn man schon all das Grauen und die Verluste erlebt hat? Das fällt mir sehr schwer, deswegen fiel es mir gerade in Emils Schwangerschaft mit den Hämatomen und immer währenden Blutungen nicht schwer, kaum jemanden was zu sagen, erst im Realen in der 24.- 26. Woche das Geheimnis gelüftet und online erst mit seiner Geburt, ich wäre in Stücke zerfallen, hätte ich auch nur einen liebgemeinten guten Ratschlag verarbeiten müssen, ich war so ganz bei mir, oft sehr einsam, aber doch am Ende für mich leichter als das gut Zureden der Leute zu ertragen… <3 Danke für deinen lieben ehrlichen Zeilen, wie immer! <3