Busenfreunde

Als ich meine erste Tochter im Arm hielt, wollte ich sie stillen, aber irgendwie lief das alles nicht so rund, wie ich mir das vorgestellt hatte, mir schmerzte der Busen, sie trank nicht so gut, zumindest habe ich das so in Erinnerung, ich pumpte gefühlte Stunden immerzu ab, war so öfter wach als nur zum Stillen, was mich so schlauchte und natürlich kam da nicht soviel Milch zu Tage wie ich das gern gehabt hätte… Ich glaube, wir kämpften vier Wochen bis meine Schwiegermama als Nachsorgehebamme sagte, ich solle den Kampf aufgeben, gut dass wir das da gemacht haben, denn wenige Tage später war ich mit halbseitiger Gesichtslähmung im Krankenhaus… Das zweite Kind wollte ich dann nicht stillen, zu tief saßen die schlechten Erinnerungen mit der Stillerei, ich war glücklich mit meiner Entscheidung, allein schon weil ich sie getroffen hatte und nicht getroffen wurde. Ich handelte selbstbestimmt und das tat mir gut, weniger gut tat mir natürlich die Auseinandersetzung mit stillenden Mamas, wenn ich mein Zubehör auspackte, wie schon mit der Großen. Beim dritten Kind haderte ich ewig, sollte ich wirklich mit dem dritten Kind damit anfangen? Mir fehlte das, ich spürte das, aber hatte auch Angst, zwei Wochen Urlaub vom Mann und ich wäre allein mit drei kleinen Kindern, eines dreieinhalb, eines fast zwei und ein Neugeborenes. Mein Mann, meine Schwiegermama, ja auch meine Vernunft sagten „Lass es!“ und ich ließ es und bereute es leider sofort. Es war so auch kein allzu schönes Wochenbett. Dann eineinhalb Jahre später kam dann unser viertes Kind.. Im Voraus hatte ich mir auch hier so viele Gedanken gemacht, ich wollte stillen, ganz unbedingt. Mir hatte zuviel gefehlt. Ich suchte mir extra eine Hebamme, die sich auch aufs Stillen spezialisiert hatte, zudem hatte ich eine liebe Freundin an meiner Seite, die mir Mut gemacht hatte und ich war informiert, ich wusste, das würde wehtut, aber ich war zuversichtlich, dass wir beide, mein Sohn und ich das schon schaffen würden, zumindest hoffte ich das. Und die Hebamme war Gold wert, betonte immerzu wie schön wir beide das machen. Ich stillte das Kind über ein Jahr und hörte erst auf, als er nachts immerzu zubiss und ich wieder schwanger wurde. Ich mochte dann nicht mehr und auch wenn es mir fehlte, war es okay, dass wir da aufhörten, hatte es sich doch bis zum Abend eh schon ausgeschlichen. Leider verlor ich das Kind im Bauch und zwei weitere bis sich unser fünftes Kind auf dem Weg machte… Auch ihn stillte ich lang, noch länger, etwa 1 1/2 Jahre und hörte erst wieder auf als ich erneut schwanger wurde. Als ich unser sechstes Kind im Arm hielt und auch dieses stillte war ich selig, ich dachte, dass wäre doch ein guter Schnitt, drei Kinder hatten die Flasche bekommen, drei hatte ich gestillt. Vielleicht würde ich dieses dritte Stillkind noch länger stillen? Leider blieb das aus, meine frisch diagnostizierte Arthritis zwang mich zum Abstillen, wir mussten die neuen Medikamente auf Verträglichkeit bei mir Testen und nur durch die Hilfe einer tollen Rheumatologin und ihren Coritsonspritzen, hatten wir Zeit das in Ruhe zu machen, was schon schlimm genug war, denn er schrie zu Beginn schon nur beim Anblick der Flasche. Es war keine einfache Zeit, die wir am Ende aber gut gemeistert haben, wir haben uns beide an die Flasche gewöhnt, es entwickelten sich niedliche Rituale und nicht zuletzt gäbe es unsere zweite gerade geborene Tochter nicht, wenn ich nicht aufgehört hätte zu stillen, denn mein Zyklus setzte immer erst dann ein, wenn ich wirklich so gut wie aufgehört hatte zu stillen und das war mit einem 6 Monate altem Baby nicht absehbar.
Jetzt stille ich wieder, ich war vorher so gespannt, ob das alles klappen würde. Ich gebe zu manchmal war ich erleichtert noch einen Sohn bekommen zu haben hinsichtlich des Stillens, vielleicht könnten die Jungs besser bei mir trinken, als die Mädchen? Das bekommt man ja auch oft so suggeriert, ja die Jungs würden den Busen lieben, auch wenn das Hirn weiß, dass das Quatsch ist, es bleibt doch so ein letzter Zweifel hängen. Und da Zelda ihrer großen Schwester in vielem ähnlich ist, war ich sehr unruhig, als sie in der zweiten Nacht so viel schrie und mit der Vormilch nicht satt und glücklich wurde, wie ihre Brüder zuvor, ich machte ihr mit Antons Pre- Milch sogar ein Fläschchen… Es blieb das einzige. Als die Milch einschoss, war sie plötzlich so zufrieden und ich erleichtert. Jetzt würde ich beinahe sagen, wir haben uns eingespielt und das Stillen klappt richtig gut, sie macht das toll und ist ein Naturtalent. Und siehe da, auch das Mädchen liebt den Busen und das Stillen.

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Zudem war ich gespannt wegen der Arthritis, ich hatte es nicht geschafft vor der Geburt die Tabletten abzusetzen und hatte zwei kleinere Schübe in der Schwangerschaft. Pünktlich zum Einsetzen der Wehen, setzte ich meine Medikamente ab, aber ich hatte eine Idee und bat den Kinderarzt sich mal schlau zu machen, was er tat und nun haben wir uns gemeinsam als Eltern für einen Weg entschieden, was mir überhaupt nicht leicht fällt, schließlich trage ich die Verantwortung für dieses kleine zauberhafte Wesen… Ich rechne insgeheim mit einem Schub, etwa drei Monate nach der Geburt mit dem Abfall der Hormone pünktlich zu Haarausfall und Co., wie nach Antons Geburt, dennoch versuche ich offen zu sein, für alles was da auf uns zukommen wird…

4 Kommentare

  • Andrea

    Danke für den so ehrlichen und offenen Bericht von dir. Ich halte euch fest die Daumen, das ihr noch ein Weilchen stillen könnt, ohne das euch Medis dazwischen funken. Vielleicht geht das ja sogar sehr gut.

    Viele liebe Grüße an euch
    Andrea

  • Levistica

    Das Thema Stillen ist für mich das anspruchvollste und zugleich schönste rund um die Mutterschaft. Bei beiden Kindern musste ich monatelang kämpfen um Stillen zu können aber es hat mir so wundere Momente beschert und das Leben enorm erleichtert.
    Aber so einfach wie es in vielen Geburtsvorbereitungskursen dargestellt wird ist es für viele Frauen nicht und mit Säuglingsnahrung „kontaminiert“ man sein Kind nicht. Wenn das Thema nicht immer so dogmatisch vermittelt werden würde gäbe es meiner Ansicht nach weniger Mütter mit schlechtem Gewissen und vermutlich sogar mehr Mütter die stillen.

  • Tina M.

    Danke danke danke!
    Ich leide noch immer, dass das stillen bei meinem 8 Monate alten Sohn nicht geklappt hat. 6 Wochen habe ich mich gequält mit stillen, pumpen, Flasche. Ich weiß, dass es besser so war, aber ich leide innerlich weiter. Hoffentlich kann auch ich eines Tages meinen Frieden damit finden.

  • kassiopeia

    @andrea: Vielen Dank! Das ist wahnsinnig lieb von dir! <3

    @Levistica: Du hast meiner Meinung nach total recht, ich finde auch, dass man wenig bis gar nicht gut vorbereitet ist nach der Geburtsvorbereitung und ja klar, zum anderen wird es oft einfach von der einen oder anderen Seite dogmatisch vermittelt und ich weiß wovon ich rede, ich saß mal in einer Dogma- Ecke :) PS: Ich dachte viel rund um die Geburt an dich, erstmal weil es hier so schnell ging und dann auch, weil ich vorher so verkopft war :)

    @Tina: Lass dich drücken in dem Wissen, du bist nicht allein. Und ich wünsche dir, dass du wie ich, wie viele anderen deinen Frieden damit machen kannst, denn es ist zwar schade, aber wie hier schon geschrieben wurde, das Kind wird nicht mit Plastikmilch kontaminiert und ich kann dir auch wünschen, dass ihr vielleicht auch ganz viele niedliche Rituale findet, unser Kleiner rennt zum Beispiel und holt seine Flasche raus oder das Pulver, wenn er seine Flasche braucht, ich finde das so putzig oder er lässt sich nur von mir füttern... <3 Es ist anders "besonders" unsere nicht- Still- Beziehung :)