Der Nuckel ist weggelaufen…

Hier passieren seltsame Dinge, Nuckel wachsen Beine und schwupps sind sie weg, auf nimmer wieder
sehen! Undankbare Dinger!
Und das war so: Schon seit langem beschäftigt mich das Thema. In meinem Freundes- und
Bekanntenkreis gibt es meines Wissens nach momentan drei Kinder, die nicht nur Fehlstellungen
von Kiefer, Gaumen und Zähnen haben, sondern auch in der Sprache verzögert sind oder aber
schon Sprachfehler haben. Nun möchte ich keinen Streit darüber anfangen, ob es wirklich von
Nöten ist, dass ein Vierjähriger noch mit Schnuller ausgestattet in den Kindergarten geht, aber
irgendwie hat jeder da so seine Zeit und jede seine Beweggründe… Obwohl ich sagen möchte, dass
ich nicht eine Mutter bin, die ernsthaft denkt, dass alle (!) Kinder in der Lage sind, sich allein davon
(und von anderen Dingen) zu trennen. Ich bin eher der Typ, der sich in der Verantwortung sieht,
dem ein oder anderem Kind dabei zu helfen. Diese drei Kinder sind alle über drei. Bei einem
wartet man ab, beim Zweiten ist die Mühle der Therapien losgetreten worden (das Älteste) und
beim dritten Kind gibt es so eine Prothese als Ersatz. Tom spricht zwar gern, viel und sehr, sehr
gut, aber seine Liebe zu dem Nuckel sollte langsam zu Ende gehen. Er durfte ihn zwar nur im Bett
zum Schlafen und Ausruhen hernehmen und mitten im Umzugsstress, fand ich keinen passenden
Zeitpunkt, um ihn das auch noch wegzunehmen. Aber ich dachte danach würde er kommen, dieser
perfekte Moment. Und da saß ich nun am Bett des Zwergs nach dem Mittagsschlaf und Ben
schnappte sich Freude strahlend dieses blaue Etwas zum Spielen, Tom wollte ihn zwar aufhalten
aber reden war wichtiger. Auf einmal war der Nuckel weg… (unter dem Kissen) und ich ergriff die
Gelegenheit und nahm ihn an mich (und versteckte im Anschluss die anderen zwei Modelle im
Umlauf). Ich sagte, der sei eben weggelaufen und ich würde nach ihm suchen. Ich dachte, wenigstens
probieren, der Moment war einfach zu perfekt. Wenn er arg leiden würde, hätte ich ihn eben wieder
gefunden. Und am Abend- oh Wunder- kein Problem. Er fragte zwar nach dem Nuckel und sagte ich
müsse suchen, aber er weinte nicht. Am nächsten Abend, war er zu wach und dann war noch der
Schnuller weg- er litt. Sein Freund, sein Kumpel war weg. „Ich bin traurig,“ sagte das Kind, „weil
mein Nuckel weggelaufen ist.“ Und ich verstand ihn so gut. Weniger witzig war das Laufen durchs
Haus und nicht liegen bleiben von Tom, dafür hatte ich weniger Verständnis… Aber heute nach dem
Ausfallen des Mittagsschlaf (ein anderes Thema, es scheint wieder an der Zeit sich davon zu
verabschieden) lag das Kind super lieb im Bett und schlief so schnell ein… Er hats geschafft!
Da wir vier Kinder haben, dachte ich, es wäre eine gute Idee Ben gleich zu Entfingern. Zwei Fliegen-
Sie verstehen. Ben nimmt seit seiner Geburt keinen Nuckel. Er wurde in der Schlaf gestillt bisher
und darüber hinaus mit unserem Finger beruhigt. Durch die Zähne war das auch nötig, zum Nuckeln
ist der Busen nämlich gänzlich ungeeignet. Aber auch der Finger schmerzte sehr und ausserdem war
es an den Abenden zuvor so, dass wir extrem lang vorm Bett standen und unseren Finger zur Verfügung
stellten. Wurde er in den Schlaf gestillt, legte ich ihn in sein Bett, wenn er erwachte niggelte er noch
ein bißchen am Finger, schlief ein, ließ los und fertig. Mittlerweile wurde er dann doch immer wieder
wach und wollte schnullern. Aber nicht dauerhaft an unserem Finger, da er Nuckel und Fläschchen
nach wie vor nicht mag. Da ich mir zum Einen Sorgen machte, er würde sich nur noch mehr daran
gewöhnen und früher oder später würden wir ihm das abgewöhnen müssen und zum Zweiten, weil
die ersten Laute gesprochen werden und ich nicht weiß, aber ahnen kann welchen Schaden zwei Jahre
Finger schnullern mit seinem Kiefer anrichten würden, stellten wir das ein: Fingernuckeln und
Einschlafstillen, es sei denn er schlief seelig sofort danach ein. Schlimm war das. Er hat ja noch nie
lange geweint, aber ich machte den Fehler ihn dabei auch noch allein in sein Bett zu legen am ersten
Abend. Mein Herz zerriss, der arme Knopf. Aber ich dachte, ich täte ihm was Gutes. Am zweiten Abend
kam ich dann, nachdem Tom Ben mit seinem Krach wieder weckte auf die Idee das oben zu machen,
in unserem Bett, wo er Teile der Nacht ja eh verbringt, angekuschelt an mich oder Papa klappte das
nämlich schon viel besser. Warum ich da vorher nicht drauf gekommen bin, dass das ja doppelt schlimm
für ihn sein könnte… Nun schläft der Zwerg jedenfalls nach dem Stillen, wenn er satt ist, angekuschelt
und gestreichelt von uns, wobei er am meisten mag die Hand auf dem Bauch liegen zu haben und
am Köpfchen gestreichelt zu werden… Und er entdeckt langsam seinen Daumen, stört mich (noch)
nicht und was sollte ich tun? Hände festhalten? Eine liebe Freundin ist entsetzt, aber mir ist das auf
alle Fälle lieber als mein Finger oder der des Gatten…

Es scheint geschafft. Wir üben noch und nach drei Abenden und Nächten sind wir noch lange
nicht routiniert. Es stellt sich die Frage, ob Tom und Ben schon mit einander in einem Zimmer
schlafen können, oder ob Tom einfach am Abend noch nicht müde genug ist, aber wir sind uns
sicher das Richtige getan zu haben… Im Spiel des Elternseins, zwei Runden weiter. Kein Schnullerkind
mehr in diesem Haus! Juhu!

Tom ist 2 Jahre und 3 Monate, Ben 8 1/2 Monate alt.

6 Kommentare

  • PaulaQ

    Hmmm, … wir haben hier auch ein Nicht-Schnullerkind. Es schleppt beständig sein (übelriechendes und schmuddeliges) Froschschmusetuch mit sich herum und benötigt dies auch zum Einschlafen! Ob da dann der Storch kommen muß, um es abzuholen (so wie die Schnullerfee die Schnuller)?! Ich habe als Kind auch an meinen Fingern genuckelt und ich verrate Ihnen was: ich machs heute nicht mehr! Das wird schon werden, hören Sie auf Ihr Gefühl! Jedenfalls ist dies immer so meine Vorgehensweise, und dann paßts auch immer irgendwie! Weiterhin gutes Daumenlutschen und ruhige Nächte für Sie, liebe Frau Kassiopeia!

  • alexxblume

    Ach, seufz, das ist toll! Bei uns war der Nuckel ja auch längst weg, aber irgendwie hatte der kleine Herr eine totale Krise (ich glaube es hing zum einen mit dem kommenden Geschwisterchen zusammen und zum anderen mit wiederkehrendem Hals-Nasen-Rachen-Aua) und begann, sich quasi ununterbrochen die halbe Hand in den Mund zu stecken, mit dem Ergebnis, dass er ständig voller Spucke im Gesicht war und sogar einen Soor auf den Wangen entwickelte…
    Also hab ich schweren Herzens nachgegeben und den Nuckel wieder rausgerückt. Lieber am Nuckel, als ständig die elendsdreckige Hand im Mund, dachte ich mir. Denn jetzt im Sommer, wo es viel rein und raus geht, hatte ich das Gefühl, dass er sich einen Infekt nach dem anderen einsammelt, wenn er permanent an seiner Hand lutscht.
    Aber das mit Bens Daumen würde mich jetzt erst mal auch nicht verrückt machen, er ist ja auch noch klein. Und da es ja keine Alternative gibt, ist es leicht zu sagen, das sei nicht gesund, es bringt bloß nichts. ;-)

  • Karin

    Was ich nie wollte war mitten in der Nacht zu entbinden und ein Daumenlutscherkind zu haben. Mit Töchterchen 3 bekamn ich beides! Sie ist mittlerweile ja jetzt 3 Jahre und lutscht noch am Daumen. Allerdings haben wir das Glück, dass sie das mittlerweile nur noch macht, wenn sie ihr Kuschelkätzchen in den Händen hält. Sie verbindet das! Und so lutscht sie am Abend bevor sie einschläft und man kann zusehen wie der Daumen wieder herausgleitet sobald sie tief schläft! Momentan habe ich keine Nerven ihr das zu nehmen zum Einen und finde, dass sie diese Einschlafnuckeln noch sehr braucht! Allerdings reden wir immer wieder darüber und ich bin mir sicher, dass der Zeitpunkt auf einmal da ist wo es heißt „Heute ohne Daumen und Kuschelkatze“!