Auf den Spuren der Wahrheit

Zwei Kinder weinen. Es dauert einen Moment bis ich höre, wer genau.
Das Weinen wird lauter, denn die zwei Kinder kommen empört die Treppe
hoch. Nun ist die Mutti dran. Trösten ist gefragt. Oder so. Ich könnte aber
auch in einem impulsiven Moment, die Kinder anschreien warum sie jetzt
schon wieder weinen und warum sie sich nicht einfach mal vertragen können.
Aber meine Abenteuerlust ist geweckt, ich möchte heraus finden, was
passiert ist. Ich begebe mich pädagogisch wertvoll in Augenhöhe der
Kinder. Und los gehts…

Zoe: „Der Noah hat mich gehauen.“
FrauK: „Aha. Stimmt das Noah?!“
Noah: „Aber die Zoe hat mich zuerst gehauen!“
FrauK: „Aha. Und stimmt das Zoe?!“
Zoe: „Ja, aber…“
FrauK: „Also ihr habt euch beide gehauen? Warum?“
Kindergenuschel: „Der Noah/Die Zoe/ hat mein gebautes kaputt gemacht/
mein Motorrad weg genommen.“
FrauK, denkt hä? und fragt weiter: „Also der Noah hat dein Gebautes
kaputt gemacht? Stimmt das Noah?“
Noah: „Ja, aber die Zoe hat mir mein Motorrad weggenommen.“
FrauK: „Okay. Und wenn das stimmt, warum Zoe?“
Zoe: „Der Noah hat mir das Motorrad gegeben.“
FrauK kommt der Sache näher: „Du hast der Zoe das Motorrad gegeben?“
Noah: „Ja, aber die Zoe hatte dann zwei und ich wollte meines wieder
haben.“

Für alle Ver(w)irrten: Noah hat zu Beginn Zoe ein Motorrad gegeben und
es sich anders überlegt. Blöd, dass Zoe es nicht wieder rausrückte,
obwohl sie spielzeugmässig eindeutig überlegen war. Woraufhin hin Noah
frustriert ihr Gebautes zerstört hatte und Zoe ihm dafür eins überzog,
was Noah sich wiederum nicht gefallen ließ und zurück schlug. Der Rest
ist Geschichte: Weinende, sich mir nähernde Kinder.

Ja und nun? Wir sind den Dingen auf den Grund gegangen, aber eine Lösung
für eine solche Situation zu finden ist gar nicht so einfach… Entweder
hätte Zoe ihr Spielzeug hergeben können oder Noah sich ein anders
nehmen, aber beide konnten keine zufrieden stellende Lösung finden.

Eh klar, das im Nachhinein niemand mehr das Motorrad noch von hinten an
geschaut hätte oder?

6 Kommentare

  • Wolfram

    Meiner bescheidenen Ansicht nach hätte Zoe akzeptieren müssen, daß allein Noah entscheidet, wer wann mit _seinem_ Motorrad spielt. Umgekehrt würde sie ja auch Wert drauf legen, daß Noah ihr ihr Spielzeug wiedergibt, wenn sie es haben möchte.
    Aber so weit denken oft ja nicht mal Erwachsene, wenn sie in einer ähnlichen Situation sind!
    Und Noah war dann auch mit seinem Frust überfordert.

    Bei solchen Auseinandersetzungen ist oft genug auch das Objekt der beidseitigen Begierde am Ende kaputt, hat etwa die Puppe nur noch ein Bein oder keinen Kopf mehr…

  • seenia

    herrlich schön wie du nachgefragt hast. so habe ich das jeweils bei ähnlichen auseinandersetzungen in meiner spielgruppe auch jeweils gemacht.
    richtig spannend heraus zu finden, was da geschehen ist. und meistens haben die kinder das ja dann irgendwie auch gerne erzählt.
    und sind wir doch ehrlich: solche zankereien gehören doch einfach dazu :))

  • Julia

    Hach,so ging es bei meiner Schwester und mir auch immer, nur ist sie (die Kleinere) dann meistens weinend „petzen“ gegangen.. :D

  • kassiopeia

    @Wolfram: Es war nicht seines und nicht ihres. Es gehört eigentlich so niemanden :) War eine blöde Situation. Und nicht mal Erwachsene wissen immer was eine gute Lösung ist, da hast du recht. Ich verstehe Noah, ganz klar, aber Zoe auch.

    Kaputt war nix, diesmal. :)

    @Seenia: Das klappt nicht immer, möchte ich sagen, aber ausgeschlafen und bereit, finde ich dieses Ende des Weinens sehr gut :)

    @kreativberg: Das normale FamilienGefühlsGeschwisterChaos oder?! :)

    @Julia: Das haben ja beide versucht, als erster Trost finden :) Aber ich wollte genau
    wissen, was passiert ist :)

  • alex

    hehe ja eine typische Alltagsgeschichte :)

    Kommt ständig vor und kann nur durch gegenseitiges entschuldigen und knuddeln überspielt werden.