29+4

Gestern nahm alles noch so eine schöne Wendung. Nils kam dann zwar recht konfus irgendwie nach Hause und wir redeten auf dem Weg zum Kurs nicht viel, also gar nicht, bis er die Stille durchbrach. Wir wussten beide nicht was tun… Noch mal im Kreisssaal vorbei gucken? Ich wäre dann beinahe in meinem üblichen Redeschwall in ein Auto gelaufen, als ich gerade sagte, wie große Angst ich hätte heute Abend ins Bett zu gehen und mit totem Baby im Bauch aufzuwachen, weil mir ein Kurs wichtiger war als die Kontrolle im Krankenhaus. Problem war auch, dass Tag der offenen Tür war und alle nachher in den Kreisssaal stürmen würden…

Wir entschieden uns dann für einen Kaffee und Snack, ich fand raus, dass der Tag der offenen Tür nachher zu Ende sein müsste und dann gingen wir zum Kurs. Dort empfang mich Frau Röhder gleich, die vom Kreisssaal gekommen war und gehört hatte durch Nils‘ Anruf, dass heute nicht alles ganz so rund gelaufen war. Sie versuchte mich zu beruhigen, es wäre vermutlich nur ein Gefäß geplatzt, wenn wirklich etwas wäre, käme mehr Blut und der Arzt hätte das gesehen, man brauche nicht unbedingt ein CTG. Ich solle mir ein Schluck Bier oder ein Schluck Rotwein gönnen und abends entspannen, meinte sie, als ich erzählte ich hätte so komische Krämpfe gehabt. Also fand ich mich in Gedanken ab, heute nur nach Hause zu gehen, keine Beruhigung vom CTG zu bekommen und freute mich über jede Bewegung von Emil, auch wenn ich gerne seinen regelmässigen Herzschlag gesehen und gehört hätte.
Nach dem Kurs guckte sie mich aber besorgt an. Alles okay fragte sie? Ich wusste keine Antwort auf die Frage, wir sorgten uns halt beide, sind nach den drei Fehlgeburten traumatisiert und unsicher. Schmerzen hatte ich auch gehabt im Kurs, aber Wehen? Das war schwierig zu fühlen. Sie würde nun im Kreisssaal anrufen, uns ankündigen, dort schriebe man ein CTG. Schön war, dass das allererste Mal der Mann dabei war, das gab mir soviel.
Beim CTG sackten die Herztöne so komisch ab, er entwischte uns andauernd. Ich drehte mich dann zur Seite auf den Rücken und von da an, konnte alles sehr gut aufgezeichnet werden. Leider auch Wehen. Dann war der harte Bauch halt leider doch die eine oder andere Wehe. Ausgeschaltet wurde das Gerät dann nicht von der Hebamme, sondern einer Ärztin. Die mich auch, was mich sehr nachdenklich oder traurig stimmte in Hinblick auf „meinen“ Arzt, sofort wieder erkannte. Also rüber zum Zimmer, Untersuchung, pH-Wert war gut, da käme auch kein Blut mehr, das würde sie nun auch nicht weiter beunruhigen eher die Wehen. Schön regelmässig. Dann kam eine Untersuchung, alles zu nichts kaputt. Dann vaginaler Schall, der Gebärmutterhals noch immer bei fast 4cm. Perfekt. Dann folgte ein Schall, Plazenta arbeitet, Nabelschnur okay, Kind bei 2kg und endlich in so freundlicher Atmosphäre dachte ich mit und fragte nach der Fruchtwassermenge, die über die Norm war. Das heißt da ist ordentlich was los in meinem Bauch, 2kg Kind schon und vermutlich 1l Fruchtwasser. Ist alles nicht so günstig.
Sie sagte, dass sie mich lieber da behalten würde wollen für eine Tokolyse, nur ein paar Tage, dass dann ausschleichen und währenddessen sehr gern eine Lungenreifung machen würde. Örks. Ich handelte eine Nacht aus. Ich käme sofort, wenn es nicht besser werden würde.
Ich verließ die Klinik mit dem Mann an meiner Seite, entspannter, ruhiger, auch wenn noch nichts entschieden war. Ich hoffte halt auf mein Wehenproblem.
Nachts konnte ich dann nicht einschlafen vor Gedankenkarussel. Was wenn? Warum noch so lange bis zum Termin? Ich bilde mir ein, ich wäre dann entspannter. Dabei hab ich mir in der 40. Woche beim Ben auch so große Sorgen gemacht, als ich mit ihm plötzlich in Steißlage im Kreisssaal Wehenzimmer nächtigte…
Warum passiert sowas nur immer. Ja, diese Frage ist wohl müssig. Meine Laune war heute ganz gut, auch wenn ich fühlte, wie voll mein Kopf ist. Wie viele Möglichkeiten des Wegs da vor mir liegen. Viele davon, die ich gar nicht will.
Also alles in allem war ich ganz positiv eingestellt. Und ruhig. Weil vor lauter voll sein des Kopfs, nichts vordrang, weil ich ja nicht hellsehen kann, was weiter passiert.
Und dann sind da wieder Schmierblutungen. Mittags. Jetzt. Vor nicht mal einer Stunde. Nachdem ich Zoe abgeholt hab von der Haltestelle. Jetzt gerade immer noch. Ich denke nicht. Und doch alles durch. Gleich kommt Schwiegermama und macht ein CTG. Dann denke ich nach.
In meinem Kopf noch, die Worte bei was Schlimmen käme mehr Blut und die Worte der Ärztin, das Blut ist gerade nebensächlich, ihr machen die Wehen Sorgen…

Absurd… mein Gefühl sagt mir, da stimmt nicht alles 100%ig. Mir ist schlecht seit ein, zwei Tagen, und nun noch diese Blutungen und vorzeitigen Wehen. Somit soweit man das sagen kann, endet diese Schwangerschaft wie sie begann und erinnert mich dann doch wieder sehr an Noah in meinem Bauch… Soviel zu dem Gefühl, Emil könnte vom Gemüt her, nach Noah schlagen…

Ich mach mir Sorgen und hab Angst nicht richtig zu entscheiden. Ich weiß, dass ich mich hier nicht so ausruhen kann. Das ist ein Fakt. Ich hab weiterhin Wehen gehabt heute nachmittag, gerade als die Kinder da waren. Das heute noch zweimal Blut nachkam, beunruhigt mich auch. Aber da muss ich wohl durch. Ich weiß genau, was im Krankenhaus passiert, ich weiß von den Zugängen, von den Störungen, dem Herzrasen, all den Medis usw. Aber ich weiß auch, dass es manchmal nicht ohne geht.
Ich bete, dass ich nicht fahrlässig bin. Das ich das richtige tue, mein zu Hause genieße. Genieße ich genügend oder hinterfrage ich die Zeit zu Hause nur noch? Ich bete mich ans Wochenende. 30 sieht soviel besser aus als 29. Ich mag einfach das richtige tun…

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