1 1/2 Jahre Tom

Heute morgen stand ich im Bad und föhnte meine Haare. Es war draußen wegen dem Regen noch
etwas dunkel, so dunkel wie vor genau 1 1/2 Jahren. Vor 1 1/2 Jahren stand ich höchstschwanger
im Bad mit nassen Haaren, als der Föhn der Meinung war, er müsse aufhören zu funktionieren.
Dank der Nachbarn konnte ich mich überhaupt in Form föhnen und so föhnte ich eben das allerletzte
Mal als Mama zweier Kinder mein Haar.
Heute morgen stand da ein kleiner Mann mit roten Haaren an der Tür. Er tanzte. Einfach so weil es
Spaß macht. Dabei hielt er seine geliebte Puppi im Arm, die er seit Monaten herum trägt. Wenn es
dem kleinen Menschen zuviel wird, läuft er zu seinem Bett und klaubt sich die Puppi durch die
Gitterstäbe in seinem Zimmer. Sollte sie dort nicht sein, lautet die erst Frage: „Puppi is?“ Dazu hat
er sich in letzter Zeit seinen Schnuller wieder angewöhnt, aber durch das Durchbrechen der vordersten
Backen und Eckzähne, dem Kindergarten-Start beider Geschwister und mit dem Wissen, dass hier
bald eh alles Kopf steht, sind wir da sehr entspannt. Einzig wenn er redet, entferne ich den Stöpsel
gern und das muss ich oft. Denn Tom redet viel. Sehr viel. Entweder mit uns oder er untermalt sein
Handeln. Er lernt indem er alles sofort nach spricht: „Sprudelwasser, Handtuch, Zähne putzen.“ Ich
kann gar nicht alles aufschreiben, weil es mich selber verblüfft und es so viel aus ihm heraussprudelt.
Letzte Woche begann er dann auf Fragen mit „ja“ oder „nein“ zu antworten. Aber wirklich viel zum
Fragen kommt man nicht, weil er ja immerzu sagt, was er möchte: „Ich auch!, „Milch, Brot, Kuchen,
Joghurt…“ Mittlerweile sitzen seine großen Geschwister mit ihm abends am Tisch und füttern ihn mit
Worten, um sich sogleich daran zu erfreuen, dass er ein paar Wörter nachspricht.
Was ich am Tisch allerdings so gar nicht mag ist das Brot werfen. Oder das von uns zwangsweise
-auf Grund des neuen 2m Esstisches- eingeführte Teller und Glas-Geschiebe. Alles wird über den
Tisch geschoben- Air Hockey gleich. Ansonsten isst er sehr gern, mittlerweile aber bitte alles seperat
und nicht gepantscht, dazu trinkt er aus dem Glas. Hin und wieder geht etwas daneben, wenn man
mit zuviel Freude zum Glas greift, aber das gehört dazu.
Es scheint ihm hier in den ersten Tagen sehr schwer zu fallen mit mir allein zu sein. Man merkt wie
sehr er seine Geschwister vermisst, vielleicht auch ein Stück braucht, denn am Nachmittag ist das
Spielen allein im Zimmer der Großen kein Problem, hauptsache sie sind dabei und da. Allein ist das
nicht so schön. Dafür zeigt er recht deutlich was er möchte. Er kommt mit Büchern und fordert:
„Lesen!“, er nimmt einen an die Hand und sagt: „Puppi is?!“. Er macht es einem einfach leicht, denn
man läuft auf keinen Fall Gefahr ihn zu übersehen. Das würde er nicht zu lassen. Und das ist ein
Geschenk. Ihm fällt es es leicht Gefühle zu zeigen, wenn ihm nach Kuscheln ist, krabbelt er zu mir
ins Bett und schmeißt sich bäuchlings aufs Kissen um sich im Anschluss zu zudecken, wenn ihm
nach Schmusen ist, kommt er eben mit seiner Puppi und will auf den Arm, wenn ihm nach Liebe
zeigen ist, dann ruft er: „Knutschen!“ und möchte entweder etwas auf die Lippen schmatzen oder
lieber den dicken Kugelbauch, dafür wird nur vorher energisch am Tshirt gezogen, damit der Kuss
auch ja richtig ankommt.
Tom schläft in der Nacht eigentlich immer super gut, dafür tut er sich hin und wieder schwer den
Schlaf überhaupt zu finden. Manchmal denken wir dafür den Grund zu kennen, an anderen Abenden
sind wir ratlos. Bei keinem Kind vorher konnte ich damit so entspannt umgehen, dann wird er
eben noch mal geknuddelt und gekuschelt. Schlafen tut er schließlich irgendwann ein. Wenn er
dann morgens wach wird, kann das dauern. Er ist der größte Schmuser, bleibt einfach liegen und
guckt, hauptsache die zwei Kuscheltiere und der Nuckel sind da. Allein sein geht, aber wenn sich
die Großen schon mal in seinem Zimmer anziehen ist das prima.
Ich kann mir ein Leben ohne den kleinen Knopf gar nicht mehr vorstellen. Er gehört dazu. Er saust
durch die Wohnung, er quasselt und kann lächeln, dass ich dahin schmelze. Tom ist wirklich so
ein Süßer! Er hat wunderschöne Augen in denen ich versinken kann, sie sind grün wie die von Papa.
Auch wenn er manchmal die Augen wie sein Opa in den Augenhöhlen versenken kann, sich seine
Augenbrauen bedrohlich über die Augenhöhlen schieben und die Schnute verzogen wird, ja
spätestens dann sollte man aufpassen, dass man nicht in Treffreichweite steht, denn dann haut
er einfach zu, vor lauter Frust. Kitzeln tut ihn das Knabbern am Ohr -und er hat so süße Ohren-
da kullert er sich weg. Abends wenn seine Geschwister sich mal hinlegen, damit man denen ein
Gute- Nachtwindel anziehen kann, nutzt er die Chance und schmeißt sich einfach auf sie drauf.
Das gleiche beim Vorlesen am Abend, da krabbelt Tom in Noahs Bett zum Kuscheln. Heute gab es
für den Bruder sogar einen Gute-Nacht-Kuss. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass er
beim Wickeln einfach nicht still liegen mag. Ich möchte mich auch gar nicht an den all den
Scheißelkram gewöhnen, den er schon gemacht hat, denn es scheint Dinge zu geben, die hält er
für ne richtig gute Idee: Kinderküchenlöffel ins Klo werfen zum Beispiel oder den Vorratsschrank
aufmachen und beherzt ins Müsli zu greifen. Es sind Dinge, die machte er bisher nur einmal. Den
grössten Unfug verschweigen wir hier mal lieber, aber er ist sehr sehr kreativ. Dabei sieht er dann
so niedlich aus. Und zutiefst betroffen ist der kleine Mann, wenn man von seinen tollen Ideen so
gar nichts hält und sogar schimpft- die Aufregung versteht er gar nicht. Wenn ich abends hier
sitze so wie jetzt- versteh ich sie ja eigentlich auch nicht…
Vorm Zubettgehen bekommt er noch immer seine Flasche, mittlerweile von mir im Sitzen, wegen
den 1,21m Umfang -Sie verstehen-, dabei handelt es sich nur noch im ein Ritual, dass wir jetzt
nicht mehr abschaffen wollten, solange der kleinste Bruder nicht geboren ist. Alles zu seiner
Zeit.

Tom, ich liebe dich und ich bin so unendlich froh und dankbar, dass es dich gibt!

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