Mit Herzblut

Ich bin jedes Mal aufs neueste verblüfft, als würde ich es das erste Mal erleben. Ich weiß eigentlich
erst seit etwas mehr als einer Woche sicher, dass wir ein Kind erwarten. Wir sind guter Hoffnung.
Aber schon jetzt ist es so da, so eingedrungen im Bewusstsein, bestimmt weil ich einfach der Typ
Frau bin und bestimmt auch, weil ich es eben doch schon zum fünften Mal erlebe.
(Ich kann Ihnen gar nicht sagen wie unglaublich es ist, ich muss es so oft schreiben dieses Wort,
weil es einfach so unglaublich ist: fünf. FÜNF. Wir haben bald fünf Kinder. Es tut mir leid, aber ich
werde es wohl noch ein paar Mal erwähnen bis es so ganz angekommen ist, vielleicht mach ich das
jetzt für immer vor lauter Unglaube, Freude und Stolz.)
Schon am Anfang der Woche erwischte ich mich, wie ich intuitiv die Hand auf dem Bauch hielt,
umsorgend, schützend, wärmend. Das Herzkind machte sich hier und da bemerkbar und auch in
meinem Herzen nimmt es ganz langsam, wie im Zeitraffer, Platz ein. Es passiert einfach. Mutter
Natur ist da schon sehr ausgetüftelt.
Bei jedem Tragen der (noch) Kleinen, denke ich mittlerweile, lange werde ich das wohl nicht mehr
können ohne schmerzlich daran erinnert zu werden, dass ich es lassen sollte. Oder wenn ich völlig
hektisch wieder aufräume, bevor Besuch kommt und ich mir immer wieder sagen muss, dass ich
es sein lassen sollte, wenn nicht für mich, dann für das Herzkind. Jedes mal, wenn ich schnell
irgendwo hinrenne und mir sage, aber ich pass auf und beschütze das Herzkind. Ich rede mit dem
Kind und es hat nicht mal Ohren. Aber ich kann nicht anders. Es ist einfach schon so da. Mitten
unter uns. Genauer gesagt unter meinem Herzen. Ein Herzkind eben.
Gestern Nacht beim Zahnarzt hatte ich einfach Angst. Mein Gehirn, mein Verstand weiß, dass
wir ständig Strahlen ausgesetzt sind, aber das Herz hätte am Liebsten die Flucht ergriffen samt
Kind. Ich fühl mich schon jetzt so in der Verantwortung. Und das nicht im negativen Sinne. Ich
kann keinen Kaffee trinken und schon gar keinen Alkohol. Dieses Häufchen Leben möchte ich
einfach nur beschützen.
Noch immer war ich nicht beim Arzt. Ich kann es gar nicht sicher wissen. Und dennoch weiß ich
es. Und weil ich so sehr darauf warte, dass mir jemand mit einem Schall bestätigt, was ich eigentlich
weiß, bin ich jeden Tag glücklich, dass meine Periode nicht doch noch einsetzt.
Und weil ich es eben nicht genau sicher weiß, bin ich ängstlich, wenn da plötzlich Krämpfe sind, ich
kann meinen Verstand förmlich mit meinen Gefühlen und Ängsten ringen hören. Dieses bitte
nicht, dieses Kind nehmen und aber es ist doch da und wird nicht gehen, es sind nur die
Mutterbänder. Ich bin nur noch wild entschlossen es nicht mehr her zu geben, als sei es nur eine
Frage des festen Willens. Aber das ist es nicht.
Ich habe mich jetzt eine Woche gewehrt. Und bin sicherlich immer noch unsicher, ob ich das jetzt
schon schreiben kann, ohne mir sicher sein zu können, aber ich liebe dieses Kind. Mein Herzkind.
Schon jetzt. Sicherlich noch nicht wie die anderen Kinder. Aber mit Liebe bin ich großzügig, ich
hab ganz viel davon. Ich liebe mein Kind unterm Herzen. Mein Herzkind. Und male mir die Zukunft
einfach kunterbunt.

5 Kommentare

  • Karen

    Das ist ganz richtig. Es heisst ja nicht umsonst „guter Hoffnung sein“… :-)

    (In der ersten Schwangerschaft hatte ich grosse Probleme damit, dass es hier vor der 11.-13. Schwangerschaftswoche keinen Ultraschall gibt, man noch nicht mal vor der achten, neunten Woche das erste Mal zur Vorsorge geht, dass der positive Schwangerschaftstest die einzige Gewissheit ist. Aber die nächsten zwei Male fand ich es gut. Dieses Guter-Hoffnung-Sein und Der-Natur-Vertrauen.)

  • Sabrina

    Also doch ^^ Erstmal Herzlichen Glückwunsch zur weiteren Schwangerschaft, ich war schon am grübeln ob das nun so ist oder nicht ^^ Aber dein Letzter Eintrag bestätigte mir das also.
    Wow eine Fünffachmama klasse. So eine schöne große Familie. Einfach toll. Beneidenswert. Hach.