10 Wochen

Vor 10 Wochen wachte ich morgens auf und du warst immer noch da. Du lagst noch immer neben mir, als es hell wurde. Gerade frisch geschlüpft, nur ein paar Stunden alt. Deine Geschwister kamen alle nach und nach und bestaunten dich, auf einmal warst du da.
Kaum einen Gedanken habe ich seitdem an deine Geburt „verschwendet“. Ich bin dankbar dafür, dass es dir gut geht und auch dass es keine Probleme gab, aber eigentlich war das die Hauptsache, dass wir beide heil und munter aus der Geburt kommen.
Ich habe noch nie so wenig einer Geburt nach gehangen und noch nie so wenig Angst gehabt vor den Schmerzen. Mein Ziel warst du! Das was sonst ein romantischer Start ins Leben mit Kind für mich war, verlor den Fokus und er richtete sich einzig und allein nur auf das gesunde Kind. Ich hatte Sorge, es könnte zu Komplikationen kommen, immerhin warst du das fünfte (grosse) Kind, das ich bekommen wollte und in der Zeit zwischen dir und deinem Bruder Ben, hatte mein Körper auch viel bewältigen müssen.
Diese Erleichterung und dieses überwältigende Gefühl nach deiner Geburt, als ich dich endlich in den Armen hielt, ist mir am meisten in Erinnerung geblieben: „Wir haben es geschafft!“ Alles worauf ich Monate zuvor nur zaghaft zu hoffen gewagt hatte, alles was ich wollte, warst du!
Und da warst du. Und als ich ins Bett ging, hatte ich Angst, du könntest aufhören zu atmen, vielleicht schlief ich sogar mit einem offenen Auge :) Und als du kleines Paket morgens da neben mir lagst, das war wunderschön und überwältigend!
Mit jedem Tag hab ich mehr Vertrauen, auch wenn ich immer wieder schauen muss, ob dein Brustkorb sich hebt und senkt. Dein Atem wurde ruhiger mit den Wochen, gleichmässiger.
Ohne dich sein, fällt mir schwer. Gerade am Abend. Als ich dich gestern Abend in dein Bett gelegt hatte, weil du schliefst, war ich viel unruhiger als tagsüber. Ich dachte gar nicht, dass du da lange liegen würdest ohne mich, aber das hast du, fast vier Stunden lang. Und ich konnte erst schlafen, als du wach wurdest und stillen wolltest und so wieder in unserem Bett warst. Bei mir.
In deinem Gesicht finde ich noch ein paar neugeborene Züge und noch wirkst du zart und klein, trotz deiner Kleidergrösse von 68. Deine Haare sind ausgefallen, auch wenn ich nicht weiss wann und wo, und nun wachsen schon neue auf deinem Kopf. Deine Hände finden immer öfter in deinen Mund, meine Haare oder treffen ein Spielzeug, aber noch ruderst du. Doch schon jetzt kann man sehen, sagte dein Papa wie es in deinem Kopf arbeitet, wie du das Objekt deiner Begierde anstarrst und konzentriert versuchst das mit diesen Dingern, deinen Armen in Einklang zu bringen.
Deine Augen sind total schön und wenn sich deine Schnute so beim Quasseln verzieht, schmelze ich dahin. Ich liebe es mit dir zu reden!
Deine Geschwister sind so lieb mit dir. Es gibt kein Kind, dass nicht gerne versucht dich zum Lachen zu bringen oder nur ein Weinen hinaus zu zögern. „Mama, ich hab den Emil beruhigt!“, verkündete Ben heute morgen, als ich kurz im Bad war.
Auf alle kann ich mich verlassen, da gibt es kein Kind, das das nicht gern macht, im Gegenteil es erfüllt sie mit stolz, wenn sie dir ein Lächeln entlocken können. Du bist einfach ein Teil von uns, du gehörst hier her. Als wäre es selbstverständlich. Noch nimmst du nämlich niemanden sein Spielzeug weg oder zerstörst wertvolle Kunststücke, noch bist du ein kleiner schutzbedürftiger Mensch, der uns alle braucht. Und wir, wir brauchen dich, weil wir dich lieben!
Ich liebe dich, kleiner Mensch!

2 Kommentare

  • Pienznaeschen

    wir Ihr haben es geschafft
    Der Satz wiegt so unheimlich viel auf und gleichzeitig ist er wie ein Fels in der Brandung. Ich möchte Euch fest drücken, inne halten und kenne diese tiefe Dankbarkeit seit der kleine Mann geboren ist.