Kunststück

Das gestern Nacht… das war wie Ballett oder Eiskunstlauf, auf jeden Fall die hohe Kunst der Elternschule…

Gestern Nacht kurz nach 23Uhr schlich ich mich leise hoch und als ich aus dem Bad kam, auf dem Weg ins Schlafzimmer sendete ich noch kurz dem Liebsten ein paar wichtige Worte: „Denk bitte an Windel und Zäpfchen“.

Mit diesen Worten betrat ich leise das Schlafzimmer, in dem Emil noch in seinem Bett ruhig schlummerte. Ich hatte ein bißchen Angst nach der vorherigen Nacht und den eineinhalb Stunden Schreien und Wimmern.
Geräuschlos versuche ich mich ins Bett zu legen und bemerkte schon das allabendliche Wurschteln des Sohnes, eine Frage der Zeit bis er aufwachen würde. Keine fünf Minuten später wurde er lauter, ich nahm ihn liebevoll aus dem Bett, legte ihn an, er saugte auch und liess dann los. Unruhiges Kind. Oh oh. Ich wechselte schnell die Seite, weil ich hoffte, dass die andere Seite vielleicht besser wäre, aber genau das gleiche passierte auch links. Ansaugen, Nuckeln, Loslassen, Suchen, Unruhe. Oh oh.
Schnell wie ein Luchs sprang ich gekonnt ins Bad, holte ein (drei) Wattestäbchen (die ich hätte gleich mitbringen sollen), machte kurz das Licht an, tat großzügig Mundgel darauf und nutzte den Moment, des sich noch nicht wehrenden, noch nicht richtig wachen Kindes, rieb seinen Mund damit ein und schickte eine Botschaft an den Mann: „Jetzt“ (Gut, ich schrieb fast blind vor Augensalbe „Jketzt“ aber er wusste ja, was ich wollte.)
Ich nahm das Kind in Wiegehaltung auf den Arm und schwang die Hüften im Dunkeln, so liebevoll und einschläfernd es nur ging, mit Angst im Nacken, weil ich ihm noch kein neues Zäpchen geben hätte dürfen. Aber ich fühlte mich auch stark und vorbereitet, wie ein Olympiateilnehmer- in spätestens zwei Stunden wäre es ausgestanden, sollte es so schlimm werden wie gestern.

Der Mann hatte ein „Ok. Komme“ geschickt und kam leise dir Treppe hoch und schlich ins Bad, weil Emil nicht schrie. Ungläublig schien er auch aus dem Bad zu kommen (oder dankbar), weil Emil immer noch nicht schrie. Ich psste ein bißchen. Ich nickte mit dem Kinn in Richtung Bett, was soviel heißen sollte wie „Leg dich hin, noch habe ich alles unter Kontrolle.“ Ich konnte nicht glauben, dass er wirklich wieder eingeschlafen war. Ich war noch knallwach, bereit für alles was nun kommen könnte. Stocksteif lag der beste Kindervater im Bett und machte keinerlei Geräusch. Nach ein paar Minuten machte ich die Probe und setzte mich aufs Bett. Emil bewegte sich. Ich versuchte ihn wieder anzulegen- fast. Ich setzte alles und legte mich mit Emil hin, probierte es noch mal und Gott sei Dank- er trank. Stocksteif lag nun auch ich da, hellwach, noch immer in Erwartung des Allerschlimmsten, bis ich merkte, dass er wirklich gut trank und die Milch floss. Ahhh.
Ich gab dem Mann komische Handzeichen, ich hätte gerne mein Handy. Und er verstand mich sogar. Endlich entspannte auch er sich und als Emil abdockte, schlich ich leise wie ein Ninja ans Fenster und öffne es wieder, holte sein Kissen aus seinem Bett und polstere damit Kanten von Nachttisch und Babybay ab. Geschafft. Und einfach froh, dass er weiter schlafen konnte…

Edit: Und am nächsten Morgen erwachen mit zwei weiteren Fieberkindern… bleiben Sie dran…

2 Kommentare