Halb voll, halb leer?!

In den letzten Tagen hab ich es geahnt. Die Steifigkeit morgens nach dem Aufwachen, die Schmerzen in den Ohren nach dem Stillen auf der Seite in der Nacht, in der linken Schulter zum Oberarm, im Nacken und im Rücken, in den Fingern, wenn ich sie gerade mal wirklich genutzt hatte und das Pulsieren in den kleinen Gelenken ab und zu…
Und dann wache ich auf und das Knie fühlt sich ungut an, was ich ganz selten mal hatte, aber wieder verschwand. Doch es schmerzt, im Sitzen traue ich mich, berühre es und spüre sofort die Schwellung, das ist ungut.
Ein bunter Haufen aus alten Bildern taucht vor meinem inneren Auge auf. Es ist wie bei Anton die gleiche Zeit, nur dass ich eben jetzt schon die Hälfte meiner Tabletten nehme. Die Frage, ob ich das nun wieder allein hinbekomme. Meinen nächsten Termin hab ich erst in über einem Monat. Meine Rheumatologin weiß noch nicht mal, dass ich stille und trotzdem die halbe Dosis Tabletten nehme, ich glaube sie wollte das damals vorschlagen, aber ich hatte abgeklärt gemeint, mein Kind sei kein Versuchskaninchen und ich werde eben nicht stillen können, wenn es mit den Gelenken nicht mehr geht, nur stand ich damals nicht wo ich heute stehe, das war vor der Geburt des kleinen Mädchens.
Jetzt bin ich mitten drin in meinen Gefühlen, im Stillen. Nach der Geburt (als ich es kommen fühlte mit dem Hormonabfall) hatte ich die geniale Idee mal den Kinderarzt nach seiner Meinung zu fragen und er war da recht zuversichtlich, dass durchaus beides Gehen würde. Und so nahm ich in den ersten drei Monaten 1/4 der Dosis und als es schlimmer wurde erhöhte ich auf die 1/2 meiner Dosis. Ich habe Zelda nicht an die Flasche gewöhnt, weil ich gar nicht daran denken wollte, was sein könnte. Weil ich keine was/wäre/wenns sinnbefreit im Kopf durchgehen wollte, sondern im Ist bleiben wollte. Sie nimmt keinen Schnuller und kennt keine Flasche. Und noch steht nichts fest, aber vielleicht muss ich mich doch damit auseinander setzen, was kommen könnte.
Zelda ist nun so gut wie ein halbes Jahr alt, ich konnte ein halbes Jahr vollstillen. Das ist doch schon mal was oder? Das ist mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte. Aber es bleibt ein Stich, weil ich sie doch so gern ein weiteres halbes Jahr stillen möchte… Auch wenn ich weiß, dass vielleicht das Abstillen ein Drama sein kann, aber die Flasche kein Weltuntergang ist, ist es nicht das, was ich wirklich will.
Nun habe ich mich notdürftig eigenmächtig mit Kortisonsalbe behandelt und warte den Termin zur Blutkontrolle beim Hausarzt am kommenden Donnerstag ab, den ich heute morgen schnell ausgemacht hatte, denn einen Bluttest umgehe ich auch schon sehr lange, um zu gucken, ob ich das Medikament überhaupt noch so gut vertrage, wie ich gerade annehme und dann könnte ich gegebenenfalls immer noch auf meine eigentliche Dosis erhöhen, ob nun stillend oder nicht…
Außerdem hab ich Sorge, was meine Rheumatologin von all dem hält, immerhin hab ich beim Stillen ein Medikament genommen, ohne explizit mit ihr zuvor darüber zu sprechen.
Ich habe die Krankheit noch nicht lange, ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, wie mein Körper mit ihr umgeht, die Hälfte der bekannten Erkrankung bis hierher war ich schwanger und weitestgehend symptomfrei. War das schön! Aber ich weiß dadurch eben nicht, ob im normalen Alltag auch weiterhin diese Tabletten reichen, stillend oder nicht oder härtere Geschütze aufgefahren werden müssen… Wo wir wieder bei was/wäre/wenn wären… Aber mir fehlt einfach die Erfahrung mit meiner Krankheit…
Fakt ist, ich muss aufpassen, das ist wohl das eine Mal im Leben wo ich vernünftig sein und doch an später denken muss und daran was ist, wenn ich nicht gut auf die Gelenke acht gebe, an mich selber denken, an mein ich in ein paar Jahren, weil ich die eben noch ein paar Jährchen brauche und nicht einfach was kaputt machen kann, weil es jetzt irgendwie geht und das später dann bereuen könnte… Also in Gedanken stark sein und mir sagen, wenn ich abstillen muss, dann ist das so, aber vielleicht kriegen wir das auch noch einen Moment länger hin…

Ich bleibe also beim Glas lieber bei „is noch was drin…“, ich gucke wo die Reise hingeht… Und muss mir doch mehr Zeit nehmen für Sport, was gerade oft einfach nicht geht, so wie zu vieles gerade nicht geht, dann ist das Tragen sicherlich nicht so optimal, aber eben auch zeitlich begrenzt, zumindest für mich… All das gibt mir noch so viel, all die Nähe zu meinem Kind und alles rund ums Tragen ist eben auch mein Hobby zur Komponente, dass es mein Leben eben doch im Alltag enorm erleichtert… Ich hoffe aufs Beste mit meinem Knie, auf weiterhin Beweglichkeit, denn ich weiß, wie schnell das kippen kann und genieße den Augenblick, denn mehr bleibt wohl erstmal nicht…

12 Kommentare

  • Key

    Vielleicht kann ich dir helfen oder tips geben.ich habe lange in der Rheumatologie gearbeitet und meine Freundin hat mit morbus bechterew und psoriarsis eine ss erlebt (mit medis)

  • kassiopeia

    @key: Das ist lieb. Unser letztes Kind hab ich mit Medis ausgetragen. Ich habe auch Psoriasis Arthritis. Und wollte eigentlich keine Medikamente, während des Stillens nehmen. Aber nun ist es eben so und ich hab seit heute große Schmerzen. :/

  • Key

    Hm-hast du einen Therapeuten der dir Erleichterung verschaffen kann (sorry falls du dazu schon was geschrieben hast-ich lese noch nicht sooo lange hier mit)

  • kassiopeia

    @Key: Macht doch nichts, wenn ich die Zeit gehabt hätte, hätte ich gern die alten Links in den Artikel eingefügt, dann wäre es einfacher ;) Therapeuten wofür genau? :)

  • Ellen

    Warst du schon mal beim Heilpraktiker? Vielleicht hilft ja Akupunktur. Ich konnte alle Medis( Mtx) absetzen und bin beschwerdefrei. Achte auch sehr auf meine Ernährung z. B keine Wurst, wenig Fleisch…
    Hoffe dir geht es bald wieder besser und drücke die Daumen, dass du weiter stillen kannst. Lg Ellen

  • kassiopeia

    @Ellen: Nein. Ich habe es mit der Ernährung ewig probiert und das hat mir persönlich nichts außer Gewichtsverlust gebracht :) Und für Heilpraktiker und Co fehlen Zeit und Geld. Das kann ich mir einfach nicht leisten :/ Und vielen lieben Dank, es quält mich zwar, aber ich hoffe noch gut durch halten zu können bis ich wieder bei meiner Ärztin bin. Vielleicht sieht sie auch kein Problem mit dem Stillen und der Medikamenteneinnahme. Ich hoffs. Und wenn nicht bin ich soweit gekommen, dafür bin ich mehr als dankbar.

  • Silke

    ich wünsch dir von herzen nur das allerbeste. ich kanns dir sooo nachfühlen! (arbeite gerade auf verrentung hin. ich möchte das nicht aber sehe keine andere möglichkeit.)

    achte auf dich, weiterhin. eben weil mit dir alles steht und fällt. sagt sich leicht, ne. deswegen: alles alles gute. du findest einen weg.

  • kassiopeia

    @silke: Vielen, vielen Dank für deine lieben Worte, das bedeutet mir wirklich viel und ich wünsch dir alles erdenklich Liebe für den großen Schritt!

  • Steffi

    Oh je, das ist nicht leicht! Ich wünsche Dir schnelle Besserung und daß sich akzeptable Lösungen finden lassen – mit lieben helfenden Menschen an Deiner Seite. Ich drücke Dir die Daumen und denk ganz fest an Dich! Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute! <3