Durch Kinderaugen


Manchmal ist es am schönsten geliebte und vielleicht schon vertraute Orte mit den Augen der Kinder nochmal neu zu sehen. So erging es mir gestern und heute. Aber von vorn.

Ganz oben auf unserer Liste stehen unvergessliche Erlebnisse mit den Kindern, da die finanziellen Mittel bei elf Personen und die Kompalibität der Einzelnen mit ihren Bedürfnissen im Grossfamilienalltag begrenzt sind, waren wir uns einig, dass wir eben in Gruppen „urlauben“ müssten. Dann kam Corona und aus die Maus, nichts Urlaub. 

Jetzt hat es der Mann doch tatsächlich geschafft dieses Jahr zu starten mit einem Ausflug nach Amsterdam. Nach einem (dennoch  damals schönen Ausflug) nach Venedig Anfang 2018 waren wir uns danach ebenfalls einig: Städtetrip mit Kleinkinder muss eigentlich nicht mehr sein. Also Papa und die Grossen. Aber da wollten dieses Mal nur Zwei mit. 

Jetzt kam Papa wieder und halb im Spass meinte Anton so und nun, da wir hier alles so schön zu Hause gewuppt hatten die drei Tage und Nächte allein (und die kleinen Jungs waren echt toll), seien wir dran mit Urlaub machen. Und dann schmiegte sich Zelda in meine Arme und flüsterte: „Wann fahren wir wieder ins Familienhotel?!“ (Wenn uns wieder jemand* einlädt 😅) Also nach Erklärungen, wie teuer das war, dass das so einfach nicht geht, reifte die irre und spontane Idee, ich könne ja mit den vier kleinen Kids minus Henry für eine Nacht nach Garmisch fahren. (Das hatte der Mann mir als Schmerzensgeld angeboten für meine Tage allein, aber ich konnte mich allein nicht wirklich aufraffen, dabei mag ich seit Jahren mal allein wegfahren, aber ich war so ko, die Anreise und mein Programm sind immer anstrengend und dafür hatte ich keine Energien, ausserdem wollte ich doch Zeit mit meiner Familie verbringen, wo wir die Woche so zerrissen waren. Aber mit den Kindern vielleicht doch? Und dann war da ein Familien- Hotelzimmer frei. Und die Kids aus dem Häuschen und die Mama erst am Packen, Routen raussuchen mit Zug und Co, Tickets kaufen, im Kopf eine Liste erstellen, wann wir was wie machen, wann wir los müssen (kurz nach 6Uhr 😱) und dann Panik schieben, ob ich das überhaupt hinkriege. Ich war so nervös! Denn die Tour mit dem Bus zum Bahnhof, dort in den Regio nach München, da genug Zeit haben einen Snack zu kaufen und den Zug zu erwischen, am Bestimmungsort schnell den Koffer wegschliessen, zur Zugspitzbahn laufen und dann Tickets kaufen und die Zahnradbahn zeitnahe erwischen, ist echt einfach störanfällig, 

Aber ich schwöre jedes Mal, wenn ich in den Bergen bin, habe ich Erstens ein schlechtes Gewissen, weil ich das den Kindern vorenthalte und zweitens vermisse ich sie, und würde ihnen das gern zeigen. Jetzt wars es wirklich so weit. Ich hatte solche Sorgen, dass ich mir zuviel vorgenommen habe, bzw den Kindern, dass wir das nicht schaffen, gerade Lilou friert schnell und ist keine gute Läuferin, aber sie zu Hause lassen war absolut keine Option, sie hat bitterlich geweint als die andern eher unbedarft und ohne mich vorher zu fragen, zu ihr sagten: „Aber du kommst nicht mit“. Schon schlimm genug Henry wieder zurück zu lassen, (hab ihn die ganze durchwachte Nacht, weil aufgeregt, angeschmachtet und gesäuselt, wie sehr ich ihn vermissen werde), aber diese Knallerbse läuft aktuell zwar super, aber überallhin typisch Zweijähriger, ich hatte so schon auf der Zugspitze einen Herzkaspar, weil ich immer schaute wo die vier Wuselknusel überhaupt sind. „Die Aussicht ist schon sehr schön! Schmacht. Aber die waren doch grad noch hier?! Puls. Ah da sind sie ja! Nein, kein Eis runter werfen. Ausatmen. Entspannen. Repeat.“ Aber wie immer eine teambildende Massnahme. Der Mann hatte mir auch Mut gemacht: „Früher hast du das doch auch regelmässig gemacht! Ausflüge allein mit den Kids.“ (Ja und was ist da oft für ein Scheiss schief gegangen, aber Spass hats immer gemacht 😅). Ich bin so stolz auf die Kids, die sind ne Wucht und diese Freude! Diese unbändige Freude und dieses Staunen: Berge! „Wow, Mama Berge!“ als wir herfuhren, einfach unbezahlbar. 

Heute war unser zweiter Tag und der anstrengendere Part, wir sind viel gelaufen, und ich hab Lilou spontan wieder viel getragen. Es war so viel Neues für die Kids: allein mit Mama wegfahren, die Berge, Zahnradbahn fahren, Seilbahn nutzen, Zugspitze besuchen, das erste Mal in Östereich sein, dort etwas essen, die Schneekristallausstellung bestaunen, nochmal fiesere Seilbahn runter nehmen, etwas Eibsee erkunden, Hotelzimmer aufsuchen, in den Pool hupfen, abends Essen im Restaurant, woanders einschlafen, morgens wieder im Restaurant essen, wieder in den Pool, dieses Mal unter Zeitdruck, auschecken, wieder Koffer einschliessen, mit dem Bus zum Eisstadion, dort laufen bis zur Graseckbahn, mit der Seilbahn hoch, motivieren weiter zu laufen bis zur Kaiserschmarrn Alm, dort draussen sitzen, bei leckerem Essen frieren und sich bei Nieselregel aufraffen den Berg runter zu laufen, da stürzte Lilou kurz, aber ging tapfer weiter, die Kinder gut drauf, zum oberen Eingang der Partnachklamm, die Partnachklamm runter gelaufen, Steine runter fallen hören und sehen, nasser werden, staunen, weiter gehen bis Mama tragen muss, den Bus knapp erwischen, zurück zum Bahnhof und dann in den Zug hupfen nach München zurück und dann noch zweimal umsteigen und wir sind zurück im Nest. Eine Stunde später war unser Koffer ausgepackt.

Meine Schwiegermama hat mir zu Weihnachten Geld geschenkt, (Nils auch), damit wir uns nur was für uns kaufen, ich glaube, ich habe mein Geld gut angelegt 💛 Und ich nachhinein bin ich sehr froh, dass ich diesen Ort und seine Wege schon so gut kenne, dass ich die Wege und Zeiten realistischer einschätzen konnte.

Jetzt hin ich nach diesen Ferien ehrlich gesagt fertiger als vorher, nein nur fast, aber erholt auch nicht so richtig, ich hatte nicht mehr Schlaf als sonst und vor uns liegt ne Knallerwoche, aber wir haben was zum Erinnern geschaffen. Hurra! Ab morgen wieder Schule, Arbeit und Alltag! 

Nichts vergessen,m

Ein Kommentar

  • Fujolan

    Fertiger als vorher – klar,aber es gibt doch auch so eine absurde Energie, oder? Einfach die ganzen Bilder für den Kopf