Fehlende Kraft, zuviel Gefühl, zu wach, der Zeh, das Buch, das Gepäck und anderer Kram…

Als der Mann heute Heim kam, war ich schon fix und alle. Die Kinder waren extrem neben der Spur gewesen, Emil geweckt durch ein Tageskind hatte nur eine Stunde geschlafen und jammerte immerzu, unterbrochen von Scheisselkram. Dazu kam mein Gefühl von: „Oh Gott, oh Gott! Noch soviel zu tun! Wie soll ich das nur alles schaffen?!/ Wieso steht das so blöd im Zeugnis?!/ Warum hab ich nicht mehr Zeit für den Abschied?!/ Wieso hab ich nicht mehr Zeit für meine Freunde?!/ Wieso hab ich nicht überhaupt mehr Zeit?! Ihr könnt mich doch alle mal!“
Und dann war er da, der Mann und brach sich den Zeh. Und das so fies, dass ich wollte, dass jemand sich das ansieht, also aus und vorbei war meine Hoffnung auf Hilfe heute Abend.
Er riss sich dann tapfer zusammen, damit ich die Abschiedsgeschenke für die Mädchen fertig basteln konnte und ging erst dann ins Krankenhaus.
Im Anschluss, es war gegen 21Uhr versuchte ich nochmal mein Glück mit Emil und siehe da, eine halbe Stunde etwa später schliefen alle Kinder.
Ich rannte also runter, stolperte fast über den Wäschekorb auf der Treppe, ging wieder hoch und stellte den Korb ins Bad oben bei uns unter, ging runter ins Erdgeschoss und wickelte Geschenke ein.
Flitzte nach getaner Arbeit mit dem Geschenkpapier in den Keller zur Wäsche, wo ich feststellte, dass ich den Trockner beim letzten Besuch zwar eingeräumt, aber nicht eingestellt hatte, also machte ich das endlich und sortierte die nassen Klamotten nach Ständer und Trockner. Während ich mich fragte, warum mir das schon wieder passiert war, denn heute Nachmittag war ich schon einmal umsonst in diesem Raum, als ich vergessen hatte die Waschmaschine anzumachen und das nachgeholt hatte, muss ich den Trockner vergessen haben.
Huschte wieder hoch mit den zusammen gesuchten Sachen der Mädchen, die sie morgen endgültig wieder mitnehmen würden.
Ich ging hoch in Noahs Zimmer und legte Wäsche raus auf seinen Schreibtisch, ging ins Nebenzimmer und holte Windelkram für die Fahrt.
Wieder unten schnappte ich den Rucksack und begann zu packen, stellte ihn zurück in den Flur und nahm Jacken, Mützen und Hüte, legte alles auf die Treppe.
Also ich gerade durch atmete, hörte ich Emil weinen, also ging ich wieder hoch. Mit den Jacken, Mützen und Hüten.
Ich liess ihn dann ohne Umbetten und mit offener Tür in unserem Bett liegen, holte meinen Laptop und schrieb, nachdem ich Pizza in den Ofen geschoben hatte, in der Hoffnung der Mann würde bald kommen.
Endlich sass ich auf dem Sofa, ass und las ein Buch, da kam der Mann. Wir erzählten. Ich las aus dem Buch vor. Und als ich hoch ging, fiel mein Blick auf die Uhr und ich fluchte. Seitdem ist eine Stunde vergangen. Es ist nach Mitternacht, ich hätte lieber heute schon mal alles in den Koffer geräumt, da ich in weniger als 27 Stunden die Reise antreten darfmuss, mit alledem im Gepäck.
Aber irgendwas ist ja immer, aber viel wichtiger, ein kleines bisschen (verschreien) das Gefühl geniessen, sich eingeholt zu haben und gut in der Zeit zu sein. ;) Mal gucken wie lange das anhält…

3 Kommentare

  • Frau Süd

    Ich weiss so gut was Du meinst, ich fühle oft so und würde mir oft nichts mehr als mehr Zeit wünschen. Gestern nachmittag bin ich an meinem Schreibtisch gesessen, mit einem nicht zu bewältigendem Stapel an dringlicher Sachen, beim Blick raus in den Garten sah ich neun Kinder umherhüpfen, und es kroch Panik in mir hoch wie ich alles so kurz vor dem Abendessen schaffen sollte. Und dann bin auf einmal so sehr traurig geworden dass ich mit den Tränen gekämpft habe. Weil ich nicht allem gerecht werde, wie ich es möchte, weil gestern ein Tag der Abschiede war (wieder ein Grundschulabschluss, das Krippenjahr vorbei, ein Schuljahr zu Ende), weil ich mich über mich selbst und meinen Perfektionismus so geärgert habe, weil die Zeit viel zu schnell vergeht. Aus dieser Traurigkeit haben mich die Kinder ganz schnell gerissen, fremde wie eigene, die so unbeschwert und glücklich waren. Und irgendwie ging es dann, fünf Kinder fuhren nachhause, meine beiden Grossen haben das Abendessen gemacht während ich gearbeitet habe und ich habe Urlaub gebucht, der so dringend nötig ist. Und irgendwann – weit nach Mitternacht – bin ich im Bett gelegen und fand dass der Tag eigentlich richtig gut war. Weil ich viel geschafft habe, weil ich so stolz auf meine Kinder sein konnte und weil es ein grosses Glück ist, das ist habe.

    (Eigentlich wollte ich einen ganz anderen Kommentar schreiben, aber ich lass das jetzt mal so stehen. Ich denke, Du verstehst.)

  • kassiopeia

    Danke für diese persönlichen Worte. Ich erkenn mich darin auch wieder. Oft sind es im Alltag die Dinge, die wir nicht einkalkulieren, die dann Raum fordern, von denen wir dachten, sie passieren eher so nebenbei wie Abschiede, all diese Gefühle, die nicht so gut in unseren Plan des Tages passen! Über die stolpere ich oft und auch über meinen Perfektionismus.

    Ich drück dich!

  • Ines

    Darf ich das alles mal einfach so „unterschreiben“? Klingt blöd, ich weiß, aber es spiegelt soviel wieder – liebe kassiopeia du scheint ja jetzt Kraft zu tanken, viel Spaß und Erholung :-)