Noch 13 Tage?!


Was ein Tag war das? Zugegeben, meine letzte Kraft ist sowieso abhanden gekommen, zwischen dem Abend, an dem Henry Fieber bekam, der abenteuerlichen Nacht als es ihm so schlecht ging, gestern die Pflege und als es ihm dann abends besser ging, hielt er mich bis Mitternacht auf Trab. Auf der einen Seite hatte ich mich darüber gefreut, hiess es doch es ging ihm viel besser als morgens, auf der anderen Seite war ich einfach nur erschöpft und fertig. Weiterhin keine wirklich freie Zeit für mich. Als er dann schlief und ich ins Bad wollte, rief Lilou nach mir, eventuell hat das Treffen mit Papa sie doch mehr aufgewühlt, so war das bisher eigentlich immer. Morgens ab 6Uhr wachten alle langsam wieder auf. Erwähnte ich wie müde ich bin? 

Ich stahl mir morgens noch etwas Zeit, mehr schlecht als recht, denn heute Morgen hiess es für mich mit Pfand zum Einkaufen, dort bekam ich unverhoffter Weise eine Nascherei „für die Nerven“, zum Bäcker (dort wurde freundlich nach meinem Gähnen gesagt, ich müsste wohl zurück ins Bett) und Bargeld für die Rückfahrt holen. Zurück im Ferienhaus dann den Kindern ein Frühstück bereitet, 1kg Erdbeeren geputzt, Teig für Flammkuchen zubereitet damit er gehen kann, Wäsche gemacht, alles abgeräumt, Kindern Zähne geputzt und eingecremt, Taschen gepackt und los ging es dann mit dem Lastenrad zur zweiten Tour nach Kellenhusen, zum Spielplatz gegen 12.30Uhr, schneller war ich nicht fertig. Die Fahrt wieder abenteuerlich, ich war sicherer als bei der ersten Fahrt am Montag mit den Kindern, aber es ist wirklich gewöhnungsbedürftig mit einem Gefährt, das nur an drei Punkten die Straße berührt zu fahren, bewegt sich vorn ein Kind, bewegt sich vorn alles, ich bin mittlerweile fitter würde ich behaupten, aber das ist wirklich tricky. Gerade wenn die Strasse sich neigt. Ich hab dann drei Kreuze gemacht, als wir beim Spielplatz waren, selber total müde, versuchte ich mich daran mich zu erfreuen, dass die Kinder hier eine gute Zeit hatten, machte Fotos, verarztete Anton, schlichte Streit, öffnete Trinkpäckchen, schubste an. Dann dachte ich, wir könnten uns ein Eis holen und kurz auf die Seebrücke. Wie ein Amateur. Es hat natürlich ewig zur Seebrücke gebraucht, die Seebrücke entpuppte sich als wunderschöne Todesfalle, denn man kann als Kind ganz wunderbar mit Kopf und Oberkörper aufs Wasser schauen. Also ich erneut drei Kreuze gemacht, als wir da wieder runter waren. Die Sonne brannte, also ganz klar, es braucht noch ein Eis. Beim Warten dann holte ich mir nach Zögern ein Fischbrötchen, ganz für mich allein, fand Lilou auch lecker, Poffertjes, fand Anton auch lecker und dann kurz zurück vorm Spielplatz, nach fast 3 1/2h an der fremden Strandpromenade, fand ich den Schlüssel nicht mehr fürs Leih- E- Lastenrad. Ich hatte ihn rausgeholt, weil wir fast da seien, als ich etwas bezahlt hatte. Mit Kindern ist „fast da“ ein dehnbarer Begriff. Und auf einmal war er weg. Zelda war weit hinter uns, versuchte Henry von einem Kuscheltier wegzulocken, dass Stimmen imitiert, ich leerte beide Taschen aus, die ich die ganze Zeit mit mir herum geschleppt hatte: nichts. Scheisse. Ich musste ihn verloren haben auf dem Weg. Fremder Ort, ich „allein“. Ich hatte es mir vor den Kindern nicht so anmerken lassen wollen, hat sicher nicht geklappt, aber beim Rücklaufen, allein, (Anton passte auf Lilou auf und sollte sich nicht rühren), denn den Weg mit den Kids zurück laufen, hiesse es wäre nachts geworden, weinte ich. Es lief nur so. Ich sprach dem Mann noch schluchzend was auf, ich hatte es versemmelt. Alles kam wieder hoch, wie der Mann nach Streit zwischen uns letzte Woche sich bei einer anderen Frau bedankt hatte, fürs Zuhören, öffentlich, während ich Woche um Woche so allein bin, ich weiss warum er das getan hat, aber mit der väterlicher Vorgeschichte brannten alle Sicherungen durch. Ich fühlte mich so furchtbar allein, seit Wochen auf Notstrom, bin müde und erschöpft, ich irrte auf dieser verfluchten Promenade zurück, sah mich um und sprach sogar- Ich, die andere Menschen nicht gern anspricht, andere Menschen an, gerade an den Buden, ob ein Schlüssel gefunden wurde. Wurde nicht, ich ging zurück, sah in die Mülltonnen, dachte ich hätte ihn mit einem der tausend Feuchttüchern weg geworden. Zurück laufen? Mit den Kids? Ich selber so kaputt, das würde weit über eine Stunde bedeuten, ich Henry auf dem Arm tragend, die Sonne brannte, ich war total verzweifelt und sauer auf mich selbst, lief zurück zu den Kindern, so schnell es nur ging. Leerte nochmal meine beiden Taschen, versuchte mich zu beruhigen. Und da, in einer klitzekleinen Seitentasche steckte er fest, war beim Gucken nicht aufgefallen und beim Schütteln nicht heraus gefallen: unser Weg zurück, unser Ausweg. 

Der Mann hatte derweil schon mit dem Radmenschen telefoniert, Benni war schon auf dem Weg dorthin, aber auch das hätte noch ewig gedauert. Also war ich natürlich nicht allein, oder eben doch. Ich war so unfassbar froh und vorher so verzweifelt. Wir setzten uns ins und aufs Rad, ich fuhr los. Nicht ohne angerüpelt zu werden, ich solle mal aus dem Weg fahren, das Ding ist nicht schön zu lenken, und ich noch nicht so geübt, ich verfluchte also lautstark den Sporty Spice Rentner und fuhr in eine Hecke, besser als den Abgrund zum Strand runter. Also stiegen die Kids aus, bis der Weg nach ein paar Metern nicht mehr so bergig war, und eine gerade Seite hatte, nur abschüssig in eine Richtung war, nicht links und rechts. Kurze Zeit später fuhren wir mit schlafenden Henry um 17Uhr wieder aufs Grundstück. Nicht optimal, nach gestern Nacht weiss ich, dass er heute somit wieder länger auf sein wird, aber ich war so froh wieder hier zu sein. Räumte die Spüli aus, die Küche auf. Tauschte mich mit einer Tuchfreundin aus, und als sie mir dann ein Foto eines der Namenstücher für unser Mädchen zeigte, weinte ich bitterlich. Ist das alles was bleibt? Es schüttelte mich an der Treppe zum Strand so dermaßen durch, da war nichts mehr zu machen, die Trauer, die Anspannung und Angst heute, die Erschöpfung, das Alleinfühlen, die gefühlten vielen tausend Sachen, die noch anstehen… nach ein paar emotionalen Nachrichten an den Mann, machte ich Flammkuchen zum Abendessen, versuchte nochmal diese Ostsee mit Anton und Ben, aber nach 10min und Sichtung einer Feuerqualle, ging es gleich wieder raus. Nach vielen Kleinigkeiten schlafen die Mädchen jetzt seit einer halben Stunde, Anton ist auch ins Bett, fehlen nur noch Drei und keine Ahnung woher die Energie für morgen kommen soll. Denn die Kinder wollen gern in die Grömitzer Welle, und es wäre der letzte Tag, an dem sowas geht, Freitag und Samstag muss ich mich kümmern, wir fahre Sonntag Morgen zurück, ich brauch dann die Zeit zum Einkaufen, Packen und Aufräumen. 

Attachment.png
Kommentare deaktiviert für Noch 13 Tage?!