Wunschkind

Mein Herz klopfte wie verrückt, aber ich war auch wie in Trance, als mir der neue Mutterpass überreicht wurde. Ich fühlte so viel. Kein Titel der Schutzhülle hätte passender sein können, „Wunschkind“ prangt groß darauf, da waren Tränen im Augenwinkel und in meinen Kopf pochte nur noch: „Ich hab so eine Scheißangst!“

Ich habe mir heute bestätigen lassen, was ich schon seit Wochen weiss, der Besuch des Mannes am Meer hat in mir Spuren hinterlassen. Kleine magische, zauberhafte Spuren. Ohne diesen furchtbaren Streit, wäre er nicht zu uns ans Meer gefahren, ohne diesen furchtbaren Streit, gäbe es dieses Baby nicht. Ich habe es also in der Abwesenheit des Mannes zwei Mal geschafft schwanger zu sein, was sehr traurig und zugleich gerade sehr schön ist. Ich bin direkt nach der Abbruchblutung wieder schwanger geworden.

Ich weiss nicht, ob dieses Baby bleiben darf, ich weiss nur, ich liebe es. Und alles was ich tun kann, ist es zu lieben und mich zu freuen, dass es jetzt da ist. Trotz und wegen acht Fehlgeburten guter Hoffnung sein, fällt mir schwer, darauf hoffen, dass in dieser 18. Schwangerschaft alles gut sein wird. 18- bei der Zahl hatte ich einen Kloß im Hals, aber auf diese Frage musste ich antworten beim Ausfüllen des Mutterpasses.

Ich weiss nicht wie ich das schaffen soll, aber ich möchte zuversichtlich bleiben. Schon so viele Meilensteine, so viele Ziele erreicht, auch wenn ich am Ende weiss, dass das alles so schnell bedeutungslos werden kann.

Keine Zahlen heute für mich, ich starrte nur mit angehaltendem Atem auf das pochende Herz. 8. Woche müsste ich sein. „Hatte er das ausgemessen?!“, frage ich mich später besorgt. Ich weiss es nicht, ich habe nicht aufgepasst. Würde mir das helfen? Oder mich verunsichern? Aber ich hätte es gern gesehen, weiss auf schwarzem Papier: „7+2“ oder irgendwas, was mir das kurze Gefühl von Sicherheit gegeben hätte, dass wir in der richtigen Woche, auf dem richtigen Weg sind. 

Wie ich letztens schon an anderer Stelle schrieb; es gibt keine Garantie, nicht mit dem positiven Test, nicht mit dem Herzschlag, (Juhu, wir haben es bis zum Herzschlag geschafft!), nicht nach der 12. Woche, nicht nach der 14., nicht nach der 16. wie beide Male bei uns, nicht nach der 22. Woche wie bei meiner Freundin, nicht kurz vor der Geburt oder kurz danach. Deswegen schreibe ich das hier, denn dieses Baby, dieses kleine Leben nimmt grad in meinem Leben soviel Raum ein.
Ich muss Loslassen, aber weiss nicht wie. Bei jedem Ziepen lausche ich in mich: „Passt das? Ist das okay?“- Ich trage die Verantwortung, immer.

Aber es bleibt mir, uns- und jetzt wissen es die Kinder, nach einem Gespräch mit der Großen, damit sie auch Chance haben, es zu erleben, wenn für den Moment alles gut ist und nicht erst, wenn das Schlimmste passiert ist, immerhin hatte ich jetzt zuvor vier Fehlgeburten hintereinander vom letztem bis in dieses Jahr- nichts anderes übrig, als im Moment zu bleiben und im Moment bin ich schwanger. Auch wenn ich meine Traumata und all das Erlebte auch mit mir herum trage, ich liebe diese kleine Seele und ich hoffe, sie kann bleiben.