Und es ist ein?!

Ein Baby! 😅

Letzte Woche erfuhren wie bei den anderen Mädchen auch schon relativ spät in der Schwangerschaft, das Geschlecht unseres Babies. In der Woche zuvor hiess es noch im KH, man tendiere zu einem Jungen, aber da hatte ich weder das eine noch das andere gesehen. Letzten Donnerstag war es dann recht eindeutig: wir bekommen noch einmal ein Baby mit weiblichem Geschlecht. Nachfolgend nur noch Tochter oder Mädchen genannt, auch wenn mir klar ist, dass das nicht unbedingt ein Leben lang so bleibt. 

Was hat das in mir ausgelöst? Unbändige Freude! Unter anderem- nicht weil noch einmal ein weiteres Mädchen zu uns kommt, sondern in erster Linie, weil es endlich noch mehr in die Tiefe geht. Es ist nicht mehr nur mein Kind, mein Baby, kein es, kein das, unser Kind hat jetzt einen Namen. 

Dann war da aber auch ein Loslassen, Loslassen von dem Gedanken oder der Idee, dass hier nochmal ein kleiner Junge durch das Haus flitzt. Henry wird unser letzter Sohn bleiben. 

Ein bisschen Trauer war da, weil ich doch ein ähnliches Gespräch in diesem Jahr schon mal geführt hatte. Eine Tochter im Bauch hatte, die an dem Tag, an dem wir dem Frauenarzt kundtaten, dieses hier Kind sei das Letzte, erfuhren, dass ihr Herz aufgehört hatte zu schlagen. Nach mehr als einem Drittel der Schwangerschaft, in trügerischer Sicherheit. Ich habe mich immer gefragt, wie das wohl für sie sein würde, für eine weitere Tochter, zu wissen, dass da noch ein Mädchen war, wie ein toter Zwilling, dessen Platz immer leer bleiben wird. Ob es ein Junge nicht leichter gehabt hätte? Ohne dieses „Erbe“. Dabei habe ich hier einen wunderbaren Jungen, dreifaches Regenbogenbaby. Unbeschwert und nur massig geliebt ins Leben gestartet.

Und dann war da Angst, neben unbändiger Freude, ob ich dieses Mädchen nun wirklich echt im Arm halten werde können. Also ein absolut großer Strauss an Gefühlen. 

Es ist und wird so hoffe ich sehr ein Abschied im kommendem (Früh-)Jahr, von dem einen oder anderen Wunsch oder einer Hoffnung. Dem Ende einer Ära, immerhin zwanzig Jahren meines Lebens. Und ich lasse an dieser Stelle gern los, das wird hoffentlich der schönste Abschied, einer mit Freudentränen. 

Der Kinderwunsch von Mehrkindeltern hat keine Lobby. Was ich mir alles in den vergangen zwei Jahrzehnten anhören musste, würde ein ganzes Buch füllen. Von nahen und fernen Menschen ertrug ich Kommentare. Ich war erst zu jung, der Altersunterschied viel zu klein, bei Dreien sei aber Schluss, ob DAS geplant war, ob DAS sein musste, zu wenig Geld, zu wenig Platz, zu wenig Zeit, zu wenig Aufmerksamkeit und zack zu alt… Es gab mit Humor oder spitzer Zunge so ziemlich alles. Auch wüste Beschimpfungen, was wir unseren Kindern antun, ob die mal einer gefragt hätte usw. Ein Lebensweg, der wie viele andere geradezu dazu einlädt zu verurteilen und seine Meinung kundzutun oder einfach nur um seine Vorurteile dazulassen. 

Niemand sieht die Menschen dahinter, man hat immer diesen Stempel auf der Stirn. Uns und insbesondere mir wurde nicht viel einfach so geschenkt, so habe ich viele Schwangerschaften medikamentös unterstützen müssen: eingenommen, eingeführt, aufgeschmiert. Mich gesorgt wegen unzähligen Blutungen, kleinen Infektionen, Hämatomen, Placenta Praevia Totalis, Placenta Preavia, vorzeitigen Wehen, Krankenhausbesuche zu später Stunde und Aufenthalte mit Lungenreife, zuviel Fruchtwasser, zu kleiner Magen, zu große Kinder… acht Seelen verloren, zwei davon begraben. Da schmerzt es umso mehr, wenn man sich anhören muss, man sei nicht dankbar genug, Kinder seien eben keine Farbikware, als wüsste man das nicht, als wäre das uns hier nicht völlig klar, als sei man nur dem Babies bekommen verfallen und wüsste nicht wo Schluss ist, nur weil das selbstgewünschte und selbstbestimmte „Schluss“ nicht so genormt ist, wir man es „kennt“ oder vielleicht nachempfinden kann. Es hiess dann auch, wir würden es uns zu leicht machen… zu leicht? Wieviele Jahre war ich schwanger? Kämpfte mich durch emotional fordernde, aber auch körperlich anspruchsvolle Wochen, in denen ich kaum etwas bei mir behalten konnte, mir versuchte zu merken, was ich wann einnehmen muss, hatte mal das eine „Schwangerschaftswehwehchen“, mal das andere, oft isoliert, unverstanden und einsam in meiner Angst und Sorge. Mit wachsendem Bauch wuchsen oft Schmerzen, Schlaflosigkeit, plus den üblichen Gedanken, die sich ein jede Schwangere macht und zusammen mit einer Grunderkrankung wie Psoriasis Arthritis noch einmal mehr herausgefordert. Und danach alles Retoure. Mal mit Komplikationen, mal ohne Sorgen. Aber immer wieder nur schnell im Einsatz für die Familie. 

„Wird es das letzte Baby?“ fragen unsere Kinder. Ich hoffe es. Ich möchte nur noch dieses Mädchen gut, zeitgerecht, lebend und soweit gesund ins Leben bringen und dann lasse ich zwei Jahrzehnte Hoffen und Bangen hinter mir und stürze mich, so hoffe ich, nur noch ins Leben mit diesen großen und kleinen Menschen und mache eine Türe hinter mir ganz fest zu. Bis es aber soweit ist, versuche ich noch die wenigen Augenblicke, die mir bleiben zu geniessen, wo es mir nur möglich ist, auch wenn es bedeutet, dass ich schon oft nachts wach liege, weil ein ganz kleines Mädchen in mir tanzt… tanze so viel du magst, mein Herz, meine kleine Kämpferin, tanze dich stark, Stück für Stück, Woche für Woche, Monat für Monat in dieses Leben. Mit uns. Ich liebe dich! 

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