Junes Geburt

Tagebuch, abends 18. Februar 2024 (in wenigen Stunden wird die Fruchtblase platzen)
„Es ist so komisch sich vorzustellen, dass es diesen einen Tag geben wird, einen, der alles ändert. Unser Leben in ein davor und danach teilen wird, in ein Leben vor ihr und mit ihr. Das ist total abgefahren. Immer noch. Obwohl sie ja jetzt schon da ist. Aber ich kann sie nicht richtig sehen oder anfassen, nicht riechen, ihr nicht in die Augen sehen. Das sind so magische Momente. In diese klaren Augen sehen, Haut streicheln, die zum ersten Mal mit Licht und Kälte in Berührung kommt. Dieses frische Menschenkind wird das erste Mal hier draussen auf der Welt hören, die Augen öffnen, gestreichelt werden, das ist so so besonders.“

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Ich werde keine Antworten bekommen auf die Fragen in meinem Kopf, warum sie so klein und zart ist (2880g auf 51cm), so ganz anders als ihre Geschwister es waren. (Erstes Kind 3820g, zweites Kind drei Wochen vor ET eingeleitet: 56cm lang und 3920g, danach alle über 4Kilo, schwerstes Kind 4790g, letztes Kind vor June war 57cm lang).) Warum ihre Plazenta so aussah wie sie mir beschrieben wurde, klein und rund, dafür doppelt so breit wie normal, dazu die kurze Nabelschnur. Aber auch dieser frühe Geburtsstart, der so gar nicht richtig zu ihrer Reife passt. Und ja auch dieser gefühlt lange Geburtsverlauf. Lag es an den Medikamenten in der Schwangerschaft? An diesem Fast- Fall an dem Wochenende vor ihrer Geburt? Meinen Ängsten im Kopf? Da sind auf jeden Fall so unglaublich viele Fragezeichen. Nichts davon werde ich je beantworten können.

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Ich dachte beim ins Bettgehen noch, wie glücklich ich darüber bin, dass die Kinder so schöne Winterferien gehabt hatten. Wir sind schon mit einem schönen Wochenende in die Ferien gestartet, ich hab Pancakes gemacht -mach ich sonst nie, sondern der Mann und der kanns auch richtig gut- gleich am Samstag und Sonntag nochmal, ich wollte ihn überraschen. Sonntag Nachmittag kam Emil mit der Oma von seinem Patenbesuch aus Berlin wieder. Montag waren die vier Minis gleich mal mit dem Papa im leeren Schwimmbad. Und später war Nils noch mit Anton und Henry auf dem Spielplatz. Dienstag gabs ne böse Überraschung im Briefkasten und eine ziemliche Unruhe, weil nochnal fix ganz viel Zukunftstweisendes organisiert werden musste. Aber es gab frische Brötchen, ich erinnere mich, dass wir immer gut gegessen haben in diesen Ferien. Nils war wieder lang mit Henry unterwegs und Oma hatte vier andere Kinder zum Zirkus mitgenommen, das erste Mal für die Kinder, die kamen dann auch totmüde Heim, aber es hat ihnen total gut gefallen. Mittwoch- am Valentinstag- war Logopädie für Zelda und Lilou, was die Mädchen total gefreut hatte und wieder Spielplatz. Vormittags waren Nils und ich mit Henry beim Friseur, um ihn wieder die Haare schneiden zu lassen und das klappte auch erstaunlich gut, zu Hause gabs dann Herzchennudeln. Donnerstag fuhr meine Schwägerin mit den fünf Kleinsten allein in einen Indoorspielplatz, wo sie so richtig schön ausgepowert wurden. Nachmittags kam meine Hebamme, der Mann ging zu einem Probetraining und vor lauter Hach so viel geschafft, was für ein Tag, hatten wir prompt einen Termin übersehen mit dem großen Kind. Abends, nachdem meine Schwägerin die Kinder wieder zurück gebracht hatte, standen wir noch lange mit ihr in der Küche und quatschten. Freitag startete mit einem weiteren Hefezopf! Und Oma fuhr mit Kind und Partner zum Ikea und ich bekam auch nochmal ein paar neue Handtücher mitgebracht, ansonsten war alles von uns soweit aufgestockt worden. Die Lebensmittelvorräte würden Samstag aufgefüllt werden. Und so wars dann auch, nach Pancakes zum Frühstück, einem wunderschönen Blumenstrauss vom Mann für mich und dem obligatorischen Wochenend-Einkauf auf dem Markt, ging es mit dem Mann raus. Wir waren wirklich doch ne grosse Runde allein unterwegs, es war so so schön, nur wir Beide, hier und da Frühjahrsblüher, die Sonne schien nach dem Regen am Vortag und ich kochte im Anschluss, trotz der Schmerzen ein spätes Mittagessen nach diesem Beihnahesturz. Im Anschluss verräumten wir alle zusammen den Großeinkauf, alle Vorräte waren jetzt aufgefüllt. Abends begannen wir „Loki“- Staffel 2 mit zwei Großen, aber ich war irgendwie abgelenkt von den Schmerzen. Das liess mir nicht so wirklich die Ruhe, mich zu konzentrieren.


Im Nachhinein hab ich mich gefragt, ob das geht, dass ich vielleicht die Geburt in Gang gebracht habe am Samstag, bei dem Spaziergang mit dem Mann, bei dem ich so fies auf dem matschigen, nassen Weg ausgerutscht war und nur in allerletzter Sekunde von Nils vom Fallen abgehalten wurde, aber da war es schon zu spät gewesen, ich hatte die Beine so doof verrissen und mir tat untenrum schon alles weh- jede Hochschwangere versteht vermutlich sofort, wovon ich spreche. Ich hab gedacht, die Fruchtblase wäre eingerissen, dann war ich mir nicht mehr sicher und ich dachte meine Blase sei nur gereizt, musste öfter zur Toilette, hatte eben Schmerzen beim Gehen und Sitzen, kam dann schwer hoch und die ersten Schritte waren immer so gemein. Das hat mich etwas an den Stuhlzusammenbruch schwanger mit Zelda erinnert, wobei ich mir den Steiss so arg geprellt hatte, immerhin nicht gebrochen. Aber das war noch früher vor der Geburt gewesen, wurde damals behandelt von einem Heilpraktiker und wieder richtig gut bis zu Zeldas Geburt. Ja, jedenfalls an dem Tag war ich unsicher, welche Blase da in Mitleidenschaft gezogen war. Ich dachte, ich müsste riechen, wenn da Fruchtwasser liefe, dieser Geruch nach Geburt ist doch so unverkennbar und ich hatte ihn selbst bei den Fehlgeburten gerochen, aber ich war mir doch total unsicher. Obwohl ich den Abend abgelenkt war mit den beiden großen Kids und „Loki“, beschäftigte mich meine Unsicherheit, aber am nächsten Morgen nach einer Mütze Schlaf, einer Paracetamol und Magnesium gegen das Zieher der Bänder oder was auch immer, startete ich etwas besser in den neuen Tag. Ich stand früh auf an diesem Sonntag, machte mit Anton wieder Pancakes, die wurden in den Ferien immer besser, heute mit Zitronenabrieb, drei Portionen und wir sassen lange gemütlich zusammen. Da wir im Kinderzimmer etwas mehr Ordnung geschaffen hatten, lag auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer noch Kinderkleidung und die wollte ich gern weg haben. Also holte Nils mir die zweite Kiste auch noch aus dem Keller hoch und ging nochmal alles in Ruhe durch, was ich gern behalten möchte und was definitiv weg könnte. Nils war draussen mit den Kids und kam wieder, die Idee mit dem Kino hatte ich total vergessen und auf einmal ging es ganz schnell. Zelda und Anton wollten gern, Lilou überhaupt nicht, dafür Henry umbedingt. Nicht ganz so begeistert schnappte sich der Mann neben Anton und Zelda nun auch noch den Dreijährigen und nahm mit den Dreien den Bus ins Gewerbegebiet. Ich rannte buchstäblich noch hinterher, denn bei dem Schnell und Husch aus dem Haus, um den Bus nicht zu verpassen, waren die Wickel- und Wechselsachen total untergegangen. Danach tat mir wiederum alles weh. So gut ging es mir also noch nicht nach dem Stunt am Vortag. Zwei gelbe Mülltüten hatte ich später aussortiert und ich machte mich mit Will, Emil und Lilou an dem Fernseher zu schaffen, der hat ja nach den letzten Debakeln einen Schutz aus Plastik auf dem Display drauf und der war total zugestaubt, auch das war schön erledigt zu wissen. Ich machte mich weiter an den Bastelschrank, räumte da auf, aber war wirklich wie dann auch später am Abend bei Instagram geschrieben raus aus „Das muss heute unbedingt fertig werden!“ Also hatte ich schon gut was geschafft, aber fertig war der Schrank nicht, etwas blieb davon auf dem Esstisch liegen, die Tüten mit den Klamotten blieben dort stehen, wo sie standen. Ich aß einen Flammkuchen, fragte dem Mann wie es liefe mit dem Lütten und das ich sonst parat stände. Das Bad ganz oben müsste aber wirklich noch sein, das wird einfach auch von zu vielen Menschen benutzt, das hätte ich gern sauber zum Wochenstart, dachte ich und lief hoch. Ich hörte laut Musik, „tanzte“ mit dem dicken Bauch und danach ruhte ich mich noch 20min aus, bevor alle zurück wären. Ich rappelte mich auf und fing ich an zu Kochen. Aus Selbstliebe keine selbstgemachten Pommes, sondern gekaufte, auch war ich zu faul das Schnitzel zu klopfen, ich panierte die Pute wie sie war, und liess das Fleisch auch ungeschnitten, sonst mache ich immer kleinere Schnitzel, so ganz ordentlich halt. Ich hatte aber so langsam keine Lust mehr nach dem langen Tag. Mir fielen auf den letzten Drücker noch die Pilze als Beilage ein und das Veggie Schnitzel für Will und zack stand das Abendessen für Zehn, denn Noah war bei seinem Partner. Wir sassen schön zusammen, waren zeitig oben, bereit für die Abendroutine. Ich war total gelöst.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich die Kinder ins Bett gebracht habe, denn ich wollte beinahe ein Foto von unserem Buch für Instagram machen und fragte mich, wieviele Kapitel ich noch vorlesen könnte bis June da ist. Rechnete im Kopf, ob wir das Buch noch schaffen bis zur Geburt, wenn ich hier und da zwei Kapitel vorlesen würde. Als ich danach kurz das Zimmer verliess, fragte Lilou: „Wann kommt June?!“ und ich weiss noch, dass ich antwortete: „Ich weiss nicht. Vielleicht ja schon morgen?… Oder in einer Woche? Oder zwei?“ und Lilou rief mit sich überschlagender, vor Freude strahlender Stimme: „Vielleicht morgen?!“- Das war so herzig!
Ich brachte danach Henry ins Bett, er schlief gegen halb zehn und ich bin vermutlich im Anschluss nach unten ins Wohnzimmer gegangen, kochte mir Wasser für Tee und Wärmflaschen, denn ich hatte Schmerzen. Das halbe Schnitzel, mehr hatte ich abends nicht gegessen, lag mir quer im Magen. Oder June. Ich hatte Bauchweh, Oberbauchschmerzen genau genommen, war deswegen etwas nervös. Aber mir ging es sonst gut, hatte kein bis kaum Wasser eingelagert, kein Herzrasen, ich hatte nur diese Schmerzen, dann noch das Ziehen in den Seiten unterm Bauch, nach dem beinahe Sturz und mein Bauch hatte in der Schwangerschaft immer mal wieder Probleme gemacht. Ich trank also nur zwei Tassen Tee über den Abend und schaute Downtown Abbey. Ich glaube, ich sah den Heiratsantrag von Mr. Carson und die erste Folge der neuen Staffel hatte ich noch begonnen. Meine Seelenbalsam Serie, erst das vierte Mal an der Ostsee beendet und dort gleich wieder von Vorn angefangen. Und nun wieder angekommen in der letzten Staffel. Ich hatte ganz sicher immer mal wieder Wehen, aber nichts ernst zu Nehmendes oder was mich unruhig gemacht hätte und dachte an die Latenzphase von der Isabelle gesprochen hatte, nichts hiervon wäre immerhin umsonst.
Ich ging dann hoch, die Oberbauchschmerzen waren besser, aber oben dachte ich kurz, jetzt kommt sie, ich hatte vorhin noch Scherze darüber gemacht, wie unrealistisch eine Sturzgeburt sei und das wäre ja fast schon wieder witzig gewesen. Es zog so unfassbar gemein, eine zeitlang dachte ich ja immer, es seien die Bänder. Isabelle meinte aber mal bei einer Vorsorge, es sei die Gebärmutter, die da krampft. Ich nahm eine Tablette Magnesium und vielleicht auch etwas gegen die Schmerzen, ich weiss es nicht mehr. Ich hatte mich vielleicht einfach trotz innerer Entspannung etwas Übernommen an dem Tag, dachte ich.

In mir war eben so eine Mischung aus Dankbarkeit für diese schönen Ferien und die Familienzeit, ich war dankbar, dass die Kinder so eine gute Zeit gehabt hatten, ihre Seelen aufgefüllt waren, da war aber auch Ernüchterung in mir, weil sich bisher eben nichts getan hatte und vermutlich nicht tun würde, zudem auch Sorge etwas zu übersehen, ich wollte die Schwangerschaft und diese Verantwortung ganz allein einfach hinter mir lassen, dann noch das Gefühl bereit zu sein, obwohl nichts richtig „fertig“ war… Ich ging ins Schlafzimmer, es hatte zu regnen begonnen, ich sog den Duft des Regens ein, als ich zu Bett ging.
Ich schrieb Tagebuch bevor ich versuchte zu Schlafen. Ich schrieb noch auf, dass morgen der letzte Tag war im Zehnerbereich, dann kämen die Zwanziger und dann wieder die Nuller- es würde sich so langsam heraus kristallisieren, was June für einen Geburtstag bekommen würde und ich rechnete mir auch wegen des Todestags meiner Mama und später in der kommenden Woche unserem 20. Hochzeitstag keine grossen Chancen aus, die Kleine in den nächsten Tagen zur Welt zu bringen, ich würde blockiert sein, gedanklich. Toms Geburtstag müsste eh noch organisiert werden und irgendwie würden wir die Tage schon rum bringen. 

Ich lag noch eine Weile wach, dachte darüber nach, wie schön doch noch ein Baby im Februar gewesen wäre. Für die kommende Woche rechnete ich mir eben wenig Erfolg aus, sie würde vergehen wie im Flug. Und dann wäre auch schon bald März. Wir würden das Beste draus machen, morgens die Kinder wieder gemeinsam in den Kindergarten bringen und die “freien” Vormittage nutzen, die jetzt vor uns lagen, um noch das eine oder andere zu erledigen und für uns würde das noch etwas mehr Zweisamkeit bedeuten, auch gut. Ich  freute mich ein bißchen darauf, das würde schon werden und je länger es dauern würde bis zur Geburt, sagte ich mir, desto näher kämen ja auch die nächsten Ferien. Irgendwann schlief ich ein.

Um 2:20Uhr ging ich zur Toilette und war mir nochmal sehr unsicher, war das Fruchtwasser, ja? Keine Ahnung, ich würde schon merken, wenns los geht und ging wieder schlafen. Um 3:30Uhr, das weiss ich alles so genau, weil ich einen Screenshot von meinem Sperrbildschirm gemacht hatte, wurde mein Bett etwas nass, zwei kreisrunde Flecken, ja ohne Zweifel, die Fruchtblase war geplatzt. Huch. Ich war aufgeregt, freudig, mein Wunsch hatte sich erfüllt, ein eindeutiger Geburtsstart. Doch dann fiel mir ein, dass meine Hebamme gesagt hatte, ich solle im Falle eines Blasensprungs liegen bleiben. Tja, also so nass ging das nicht, Henry lag neben mir und schlief. Also ging ich mich erst trocken legen und schlich die Treppe im Dunkeln runter zum Mann. Nach einem Tag ohne echte Pause und keinen zwei Stunden Schlaf alles ganz unwirklich. Ich weckte sanft den Mann, der im Wohnzimmer schlief und erklärte kurz was los war, bat ihn die Hebamme anzurufen, denn ich zitterte vor Aufregung. Das Fruchtwasser lief immerzu klar nach und ich brauchte nochmal Hilfe, um nicht das nächste Laken nass zu machen. Ich hatte keine nennenswerten Wehen. Aber nach dem Geburtsstart von Zelda könnte es jetzt schnell gehen. Meine Hebamme war wach, aber meinte, wenn ich versprechen würde liegen zu bleiben, dann käme sie erst um 6Uhr. Das war okay, so würden wir nicht das ganze Haus aufwecken. Ich lag da, immer noch zitternd vor Aufregung, Nils brachte mir Wärmflaschen, denn ich hatte eiskalte Füsse und er schaute nach Henry, der um 4:45Uhr wach wurde. Aber Henry schlief nochmal ein, anders als wir Eltern. Ich fühlte immer nach innen, ob ich sie noch spüren würde. Da war so eine Unruhe in mir: „Gehts ihr gut?!“ Leider ploppte auf einmal ein Bild in meinem Kopf auf: „Was ist wenn?!“ Was ist wenn June zu klein ist und noch Unterstützung braucht wegen Anpassungsschwierigkeiten, es ist doch noch so früh? Was ist wenn, sie doch krank ist? Was ist wenn, man sie mir wegnimmt?… das Sorgenkarussell war los gegangen. Und ich könnte mir vorstellen, dass war so der Punkt, an dem ich nicht mehr so gut Loslassen konnte. Ich arbeitete gegen dieses Bild in mir an, sagte mir, sie und ich, wir schaffen das alles, hauptsache sie wäre endlich hier, bei uns und wenn sie drei Arme hätte. Aber leicht war es nicht. Ich suchte mir Geburts- Affirmationen raus, die ich mir immer wieder vorsagte.
Kurz vor 6Uhr ging ich hoch zum schlafenden Henry. Nils blieb unten, um die Hebammen kurz vor halb sieben in Empfang nehmen und das Frühstück für diesen Montag und ersten Schultag nach der Ferienwoche vorzubereiten und dir Kinder zu wecken, wie er es immer macht.
Als meine Hebammen oben bei mir waren, trug Nils den schlafenden Henry nach unten, obwohl sich bisher wenig getan hatte, bei Zelda hatte die Geburt keine eineinhalb Stunden gedauert nach dem Blasensprung, aber Zelda war auch fünf Tage nach errechneten Termin gekommen und war das schwerste meiner Kinder gewesen.
Gleich in der Früh wurde das Bett für die Hausgeburt hergerichtet, das war alles sehr unwirklich.
Ich war oben mit den beiden Hebammen, was total seltsam war, ich war zu wach, zu wenig unter der Geburt, normalerweise waren meine Hebammen keine Stunde bei mir gewesen und da lag ich nun und unterhielt mich entspannt mit ihnen, anstatt ein Kind zu gebären, obwohl nach deren Eintreffen, die Wehen nochmal stärker geworden waren, so als hätte ich sicherheitshalber auf sie gewartet. Ich sollte etwas essen, tat ich dann auch zum ersten Mal unter der Geburt- ein halbes Toast und trank einen Tee um halb Acht. Nils versorgte unten alle Kinder, hatte entschieden sie zur Schule zu schicken, brachte die Schulkinder auch kurz vor 8Uhr zum Schulbus und die Kleinen blieben daheim. Ich war also immer noch schwanger, aber jetzt hätte ich bis zum Schulschluss etwas mehr „Ruhe“, gegen 13Uhr kämen sie erst zurück. Tom und Will waren auch daheim. Ich schickte meine Hebammen kurz nach 8Uhr runter ins Wohnzimmer, ich kam mir etwas albern vor, so im Nachthemd im Bett liegend und es tat sich nicht mehr so wirklich viel gefühlt, aber so ganz gehen lassen wollte ich sie erstmal nicht, ich hatte zu viel Angst, dass ich unter der Geburt allein sein würde. Nach einer Stunde allein im Schlafzimmer, kurz nach 9Uhr, schickte ich meine Hebammen aber doch nochmal los. Vorher wurde ich nochmal untersucht, viel getan hatte sich seit ihrem Eintreffen nicht, sie massiere den Muttermund, sagte ich solle bitte nicht herum laufen, nur zur Toilette gehen und dann waren die beiden wieder weg. Weg wie meine Wehen, die ich nachts immerhin unregelmässig gehabt hatte und noch in den frühen Morgenstunden stärker geworden waren. Das war alles strange.


Ich versuchte zu schlafen, um etwas Kraft zu sammeln, nach der schlafenlosen Nacht und auch am Vortag hatte ich kaum Pause gehabt, aber viel war nicht zu holen. Ich googelte: Wehenstillstand, Infektionsgefahr, also wieviel Zeit ich wohl hätte und was man so machen könnte um die Geburt wieder in Gang zu bringen, ich war einfach total irritiert. Was hier passierte, verstand ich nicht. Hatte ich so noch nie erlebt. Meine Körper machte also eine kleine Pause. Okay. Ich hörte eine Sprachnachricht von einer Freundin an, die absolut nichts mit der Geburt zu tun hatte und das war goldrichtig und antwortete darauf gegen 11Uhr. Ich hatte nämlich niemanden sonst was gesagt, es reichte, dass die ganze Familie gefühlt gebannt zum Schlafzimmer hoch horchte. Irgendwann ass ich noch was, wärmte meine eiskalten Füsse und sprang dann doch aus den Bett. Ich hatte absolut keine Geduld und Lust mehr da länger herum zu liegen. Ne. Es war mittlerweile halb Zwölf. Ich duschte, putzte Zähne, schnitt meine Fingernägel ganz kurz, trug auf eine kaputte Stelle an der Lippe vorsichtshalber Herpescreme auf in der Hoffnung, da ein Aufblühen unter der Geburt zu verhindern, schminkte mich, trug Parfum und Deo auf, zog mir bequeme Kleidung an und fühlte mich frisch. So. Ich lief etwas herum. Filmte das Schlafzimmersetting als Erinnerung für mich, machte auch paar Bilder von mir. Wenn ich die Fotos heute ansehe, sehe ich wie klein mein Babybauch war, generell ja auch, aber auch nach dem Abgang des Fruchtwassers, wie konnte ich da allen ernstes erwarten, ein Riesenbaby zu bekommen? Ich räumte hier und da etwas auf. Es gab noch eine Massage vom Mann und dann erzählte er mir so nebenbei, dass er vorhabe mit Emil gleich nachdem die Schulkinder zurück seien zum Zahnarzt zu fahren, wären ja nur 20min ein Weg, er könnte schnell wieder hier sein, Tom kümmere sich ums Mittagessen. Ich hatte den Termin total vergessen und in mir alles so: „WTF. Er kann doch jetzt nicht einfach gehen? Und mich hier allein lassen?!“ Und prompt setzten die Wehen wieder ein. Tom fuhr lieberweise dann mit Emil zum Zahnarzt.
Als die Schulkinder um 13Uhr wieder zurück kamen, wehte ich also wieder, aber es war immer noch kein Baby da. 


Es waren jetzt seit dem ersten „Blasenriss“ elf Stunden vergangen und zehn seit dem definitiven Blasensprung, ich war schon genervt. Meine Hebammen kamen kurz vor 14Uhr zurück, als ich den Wehen also wieder traute und da sassen wir wieder oben im Schlafzimmer. Ich war das perfekte Lehrbeispiel, man konnte June durch das wenige Fruchtwasser sehr gut fühlen. Ich kreiste, ich ging in den Vierfüssler, ich stützt mich ab, ich hatte nur keinen Pezziball und keine Matte, ich war echt schlecht vorbereitet. Ich hatte ja gedacht, ich hätte a) noch Zeit und b) bräuchte den Kram nicht. Denkste. Ich wehte und wehte und wehte. Eine Stunde nach der Rückkehr der Hebammen lief kein Fruchtwasser mehr nach, meine Temperatur blieb konstant bei 36.4. Nils hatte Noah morgens informiert, ich war immer noch schwanger. Der Mann buk doch tatsächlich nachmittags einen Kuchen, im ganzen Haus duftete es danach. Das beeindruckte meine Hebammen sehr. Nils lief immer mal wieder durchs Haus und sah nach den Kindern, ich hatte ja zwei Hebammen bei mir, Will und Tom waren aber sehr fürsorglich und hatten die Kleinen gut im Blick. Nils sang dann immer auf dem Weg die Treppen rauf und runter, die Hebammen schmunzelten darüber. Ich kenne ja meinen Mann und weiss auch, je müder und geforderter er ist, desto mehr summt und singt er dagegen an und ich finds schön, ich mag doch seine Stimme. Die Wehen wurden heftiger, die Abstände kürzer, ich wurde gut umsorgt. Und lief im Schlafzimmer herum, verfiel in verschiedene Positionen, um June beim Finden des Ausgangs zu helfen. Aber alles lief so zäh, ich bekam noch zwei verschiedene Aromen zum Schnuppern, eines roch wie Heu, das andere zitronig. Isabelle sagte immer im wieder ich solle mir selbst die Worte „weich & weit“ sagen, mir wurde das Kreuzbein gewärmt und massiert.
Irgendwann lag ich auf dem Bett, so gegen 16:45Uhr. Ich war langsam wirklich am Ende meiner Kräfte. Und anders als sonst, das Bett als Zeichen für mich, gleich wäre es geschafft, gleich kommen die Presswehen, machte ich ihm Bett noch weitere Positionswechsel durch, die Übergangsphase zog und zog sich, über eine Stunde lang. In der Zwischenzeit machte Nils eine Wärmflasche für die Handtücher fertig, ich wollte die Handtücher nicht in den Ofen legen, nachher rochen sie nach dem fettigen Abendessen eines der Teenager und unser Baby gleich dazu.

Isabelle hatte schon morgens gemeint, das sei ein Geschenk, diese langsame Geburt, damit ich diese letzte Geburt ganz bewusst nochmal wahrnehme und mich verabschieden kann, ich hätte mich in der Zwischenzeit gern schneller verabschiedet, aber der Gedanke war schön. Diese Frau schafft es einfach immer wieder in allem einen Sinn zu sehen, irgendwas richtig Negatives gibt es bei ihr gefühlt gar nicht, sie zaubert das dann mit Worten irgendwie zurecht. Ich war fertig, ich hatte wirklich keine Kraft mehr, ich weinte jetzt. Es wurde draussen langsam wieder dunkel, was mich noch trauriger machte, denn ich war ja immer noch schwanger und mein Kind kam nicht. Ich hatte solche Schmerzen und ich konnte nicht mehr. Jede Hebamme weiss vermutlich an dieser Stelle, dass es dann nicht mehr lange dauert, aber ich konnte echt nicht mehr.

Und jedes Mal, im Laufe des Tages und sogar jetzt, in der heissen Phase der Geburt, wenn Herztöne gesucht wurden, hielt ich inne, ich wollte sie wirklich wirklich da raus haben, wirklich echt, aufhören mir diese Sorgen zu machen. Warum liessen die Presswehen so lange auf sich warten? Irgendwann fanden wir die richtige Position, ich hatte irgendwie noch meinen uralten eingefärbten CTG Gurt aus dem KH mit deren Hilfe angezogen, Nils sass hinter mir, stützte mich, ich saß im Bett und da stellte June sich auf einmal richtig ein und dann mit der letzten Kraft, die ich noch hatte, schob ich sie sanft auf die Welt. Nils und ich, wir fühlten ihr Köpfchen bevor ihr Körper hinterher kam, Nils hinter mir vergoss da schon ein paar Tränen, ich sowieso. Von dieser letzten Phase der Geburt hatten auch alle etwas, meine Kinder hörten mich ganz sicher und auch die Nachbarn. Ich war so fix und fertig, aber endlich Pressen ist ja immer wunderbar, als sie dann ganz auf der Welt war, nahm ich sie mir und legte sie auf mich, was haben der Mann und ich geweint. Da war soviel Liebe, Glück und auch Erleichterung! Ich hab dann vielleicht doch panisch zur Hebamme geschaut und sie gefragt, ob sie zufrieden mit ihr ist, passte das alles? Ist es okay, dass sie so ruhig angekommen ist? Ohne großes Weinen? June schrie nicht wirklich. Bei Noah war das vor bald 18Jahren gar nicht gut gewesen, aber meine Hebamme war tiefenentspannt. Wir ließen die Nabelschnur in Ruhe auspulsieren und diese war sehr kurz. Da hat es mich dann kurz gerissen, ich hatte einen fiesen Flashback. Für einen Moment nur dachte ich an die Geburt im letzten Jahr, lag wieder in einem Krankenhausbett und Hazel lag auf mir, ihre Nabelschnur war auch so kurz gewesen, so dass ich sie gar nicht höher nehmen konnte bis sie abgenabelt war, aber eben doch ganz anders, denn diese hier war dick und breit und die letztes Jahr noch ganz dünn und schmal… Junes Nabelschnur hier durfte auspulsieren, strotzte vor Kraft und Leben. June war fit, öffnete sogar blinzelnd ihre Augen und wir machten zig Fotos, sie suchte und trank dann auch, nur meine Plazenta kam und kam nicht, trotz der Nachwehen ausgelöst durch das Anlegen. Abgenabelt hat Nils unser Kind kurz vor 19Uhr. Ich hätte es gern einmal selbst gemacht und hatte es schon später bereut, es letztes Jahr nicht selbst getan zu haben, da war ich so überwältigt und überfordert gewesen, aber die Schere habe ich immerhin wie von den Hausgeburten als Andenken behalten. Ich merke daran, dass ich mir im Voraus wenig Gedanken gemacht habe, über den Geburtsablauf und was ich brauche und mir wünsche, Nils war es noch wichtiger als mir, also hielt er zum zehnten Mal die Schere in der Hand, nabelte unser zehntes Kind an der Hand ab und dann durfte June mit ihrem Papa kuscheln, auf seiner nackter Brust und an mir wurde langsam immer heftiger gedrückt und geschoben.


Wieder verschiedene Positionen waren von Nöten und dann 19.15Uhr eine Stunde nach Junes Geburt war dann endlich auch die Plazenta geboren. Klein, rund und breiter als üblich war sie. Das Bett wurde aufgefrischt, alles hübsch gemacht und dann durften die Kinder kommen. Die kamen dann auch fast alle, hatten sehnsüchtig den ganzen Tag auf diesen einen Moment gewartet, davon gibt es auch Fotos, Henry musste von Tom ganz schön festgehalten werden, damit er sich nicht sofort auf June legt und sie knuddelt, aber er war hin und weg. Eigentlich alle. „So klein! So süss!“ Aber ich merkte schon an diesem Abend, beim ersten Kennenlernen wie herausfordernd es wieder werden wird, nebenher alle anderen großen und kleinen neun Kinder gut in das neue Familienleben zu begleiten, denn der Alltag läuft unerbittlich weiter, während alle mal kurz June halten wollen. Jeder zuerst natürlich.
Um 20Uhr machte Rebekka die U1 auf einem Handtuch neben mir. Sie erklärte Isabelle genau was sie macht und somit auch mir, die ganz genau zusah und zuhörte, überrascht hat uns dann doch ihre Zartheit in Zahlen. Aber ansonsten war sie topfit. Meine Hebammen gingen kurz nach 20.30Uhr, wir brachten die Kinder ins Bett. Und bestellten für uns Eltern und die Helferlein (Will & Tom) noch Pizza. Tom hielt ganz gerührt seine kleine neue Schwester im Arm und brachte mit seinen Worten und seiner eigenen Rührung mein Mamaherz zum Schmelzen. Nils ging dann mit kranker Lilou und krankem Henry nach unten, ich war mit June allein und dachte nur: „Wenn ich jetzt die Augen zu mache, ist sie dann noch da wenn ich sie wieder öffne?!“
Sie lag lange nur mit Windel und Mützchen eingekuschelt bei mir, eingewickelt in ein flauschiges Handtuch, ich wollte sie nicht anziehen. Ich wollte sie nur halten, aber war so müde und platt, dass ich die Augen nicht mehr aufhalten konnte.
Ich baute ein Nest für sie, legte mich etwas weiter weg aber nicht zu weit und sah sie an. Schlief etwas, hielt sie, legte sie an und irgendwann um halb fünf ertönte Lilous Weinen durchs Haus, Ohrenschmerzen- mein Mamaherz. Ich taperte nach unten und schnappte mir den kranken Henry und ging mit ihm hoch, baute ihm auch ein Nest und hielt June fest bis zum nächsten Morgen. Zwischendrin wachte Henry auf, wegen der neuen Geräusche neben ihm. Am nächsten Morgen, blieben alle daheim, weiseste Entscheidung nach der Nacht.

Ich hatte solche Angst, dass die Geburt sich ziehen würde und ich wieder dieses Ohnmachtsgefühl hätte, dieses Ausgeliefertsein den Schmerzen gegenüber. Und es wurde leider genau das, eine aussergewöhnlich lange Geburt für eine Vielgebärende mit der so niemand wirklich gerechnet hatte. Es gibt bestimmt im Nachhinein und mit etwas Abstand ein paar Situationen, in denen ich aktiv hätte etwas anders machen können (ich neige leider zur Selbstoptimierung), habe ich ja dann auch aktiv verändert, aber es gibt niemanden, nicht einmal mir selbst, dem ich Vorwürfe machen könnte. Es sind und bleiben Fakten, dass auch das Ende sich gezogen hat, die Übergangsphase lang war; da hätte man wenig optimieren können, denke ich und wir haben mit verschiedenen Positionswechseln, genau das probiert. Es ist also wie es ist und ich bin fein damit. Das spüre ich in mir drin, dass ich das so annehmen kann.

So einen kleinen Menschen das erste Mal im Arm zu halten, ist immer noch unfassbar überwältigend. Es gibt nichts vergleichbar Schönes für mich, als meine Kinder bedingungslos zu lieben, sie wachsen und sich und ihre Persönlichkeiten entfalten zu sehen und sie ins Leben zu begleiten. 

Es gestaltet sich für mich schwierig, sanft zu mir selbst zu sein, nachdem ich grad so viel erlebt habe, so viel geleistet habe, so viel geschafft. Mich zu schonen, zu Heilen neben den Schmerzen, wieder richtig Anzukommen, zu Kräften zu kommen. Raum lassen für alles Schöne, diese Magie, alles Zweifeln aushalten, aber auch alle Traurigkeit- zeitgleich. 

Ich tue mich sehr schwer mit diesem Abschied, zwei Jahrzehnte hinter mir zu lassen, die mir so viel gegeben haben. All diesen Zauber hinter mir zu lassen. In den letzten Wochen der Schwangerschaft war ich mir mehr als sicher, dass ich nie mehr schwanger sein würde wollen. Und es ist nicht so, als wäre jetzt genau das Gegenteil der Fall. Ich merke nur, ab davon dass diese Entscheidungen immer von mir und dem Mann gemeinsam getroffen wurden, in einer Phase, in der man sich als Eltern auch wieder neu begegnet, dass es ein Prozess ist, dieses Loslassen. Die Geburt von June ist jetzt mittlerweile drei Wochen her, alles eigentlich noch im Ausnahmezustand, ich noch im Wochenbett. Aber es fließen Tränen, immer mal wieder, so wie heute, als sich die Hebammenstudentin Rebekka bei mir verabschiedet hat. Ich werde sie vermutlich nie wieder sehen. Erneut also ein Abschied, wie könnte ich da nicht weinen? In mir läuft noch alles unrund und so lasse ich mir die Zeit und den Raum um zu Trauern und auch um zu Zweifeln und zu Hadern. Denn so gern ich noch einmal ein weiteres Kind in meinem Arm halten würde wollen, die leider nicht der Storch bringt, so sehr, weiss ich, dass ich das nicht nochmal durchstehen könnte. Ich hatte es gut geschafft mich runter zu regulieren, in den ersten Tagen des Wochenbetts, trotz des Fiebers der Minis und meinem Herpes, darauf war ich sehr stolz. Ich habe aber auch an dieser Stelle gemerkt und kenne mich sehr gut, weiß einfach, dass ich keine Kraft mehr habe. Körperlich auch klar, als chronisch Kranke, aber vor allem meine Seele. Diesen Ängsten, die man da aushalten muss in einer Schwangerschaft, zu begegnen, ihnen etwas entgegen setzen zu müssen, die ganze Zeit über Monate hinweg. Kraft, die dann an anderen Stellen einfach fehlt. Und Ängste und Sorgen, die sich nach der Geburt nicht magisch in Luft auflösen. Sonst wäre Elternsein auch nicht so eine Herausforderung.

Es ist ein Privileg, absolut nicht selbstverständlich, dass ich hier ein Happy Ende erlebe nach einer komplikationslosen Geburt- ein lebendes Kind im Arm halte- selbstbestimmt und frei entscheiden kann und darf mit 40 Jahren (und durch das Stillen wäre es sowieso erst in zwei Jahren wieder realistisch an so etwas wie Kinder zu denken), wann diese Kinderwunsch- Reise zu Ende ist. So vielen Frauen wird dies nicht zu Teil, sie erleben Schlimmstes und können nicht mehr weiter, begraben vielleicht neben ihrem Baby die Hoffnung und den Kinderwunsch gleich mit oder das Schicksal entscheidet (fur und über sie), eine Sekunde, eine Diagnose, ein Arzt, eine Ärztin, dass sie hier diese Reise beenden müssen, fremdbestimmt. Ich bin so dankbar an einem Punkt in meinem Leben stehen zu dürfen, an dem ich selbst ganz frei und glücklich entscheiden darf, nach meiner erhofften Hausgeburt, mit Frauen an meiner Seite, die ich schon kannte, die ich mochte, die mir gut taten- das kann ich unmöglich aufgeben, nicht jetzt, da kann mein Herz noch so weit sein, da sind keine Kraft und kein Mut mehr. Und eines unserer Kinder muss das Letzte sein und warum dann nicht, das kleine Mädchen, das so unbedingt alles anders machen musste als ihre Geschwister, meine 18. Schwangerschaft beendet um 18.18Uhr.


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2 Kommentare

  • Tina

    Liebe Jeanine,

    danke, fürs Telhaben an Junes Geburt.
    Ich lese mich seit Wochen von Anfang bis Ende durch Dein Blog und verliebe mich noch einmal neu in Dich und Deine Worte. Wie lange ich schon hier mitlese…. So viel ist seit dem geschehen.

    Ich bewundere sehr, wie intensiv Du Dich an jede Kleinigkeit erinnerst; an die Umgebung, was Du getan hast, an Deine Gedanken und Gefühle.
    Das sind so wunderbare Erinnerungen.
    Ich hoffe, ich kann so etwas auch einmal annähernd wiedergeben.

    So wunderbar, dass die kleine Elfe da ist <3
    Alles erdenklich Liebe für Euch.

  • kassiopeia

    Danke danke danke!

    Ich bin total geflasht und berührt, dass du von vorne bis hinten nochmal liest. Ich hab immer gedacht, dass ich vielleicht ganz unsympathisch mir selber bin, wenn ich so an meine zum Teil herablassende Art denke, man hat sich ja doch verändert…

    Das mit der Intensität… das ist Fluch und Segen zugleich… ich wünsch dir das Allerbeste.